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Liste tausender vermeintlicher Filesharer ins Web geraten.

Foto: AP

Die britische Datenschutzbehörde ist derzeit mit einem besonders pikanten Fall beschäftigt. Der Anwaltskanzlei ACS:Law entwischte laut dem Guardian eine Liste mit vermeintlichen Downloadern ins Web. Die Liste kursiert mittlerweile in Tauschbörsen und beinhaltet nicht nur die Namen der von der Kanzlei abgemahnten Personen, sondern auch deren Adressen und Kreditkartennummern.

DDoS-Attacke

Begonnen habe es mit einer Attacke des berüchtigten 4Chan-Forums, dessen Nutzer die Server der umstrittenen Abmahnanwälte durch massenhaftes Aufrufen der Website in die Knie zwingen. Die Seite der Kanzlei sei nach der DDoS- Attacke mehrere Tage nicht erreichbar gewesen. Beim Versuch die Seite mittels eines Backup-Files wiederherzustellen, sei jedoch versehentlich auch eine Datei mit den Daten von tausenden abgemahnten Personen sowie und Informationen über Mitarbeiter und Klienten veröffentlicht worden. So sei die Datei auf The Pirate Bay gelandet und über BitTorrent verbreitet worden. Aktuell ist die Seite erneut nicht erreichbar.

Klienten aus Porno-Industrie

Die Kanzlei handle auch im Auftrag des deutschen Rechteinhabers DigiProtect, der wie bereits früher bekannt wurde unter anderem Kunden aus der Pornofilmszene vertreten soll. ACS:Law ist Daten- und Konsumentenschutzgruppen bereits seit langem ein Dorn im Auge. Die Kanzlei verschickt Abmahnungen und Geldforderungen von 500 Pfund (rund 575 Euro) an Personen, die beschuldigt werden, urheberrechtlich geschützte Inhalte aus dem Web heruntergeladen zu haben. Einziges Indiz für die Downloads sind IP-Adressen. Zahlreiche undschuldige Personen haben sich bereits an die Konsumentenschutzorganisation Which? gewendet (der WebStandard berichtete). Die Organisation geht jedoch davon aus, dass sich viele Personen eingeschüchtert fühlen und die geforderten Beträge zahlen. Auch DigiProtect ist kein unbeschriebenes Blatt. Die Organisation hatte bereits zuvor auch in Österreich die Herausgabe von Kundendaten bei Providern verlangt.

Datenschützer kündigen rechtliche Schritte an

Der Leiter der Kanzlei, Andrew Crossley, habe die Datenschutzbehörde über den Vorfall informiert. Diese wolle nun untersuchen, wie es dazu kommen konnte, dass die Datei veröffentlicht wurde. Die Organisation Privacy International hat mittlerweile angekündigt, rechtliche Schritte gegen die Kanzlei einzuleiten. Organisation und Sicherheitsexperten warnen, dass Kriminelle die Daten ausnutzen könnten und somit hunderte unschuldige Personen der Gefahr des Kreditkartenbetrugs und Identitätsdiebstahls ausgesetzt sind. (br)

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