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Die umstrittenen Warnbriefe, die in Großbritannien an vermeintliche Internetpiraten verschickt werden, treffen häufig vollkommen unschuldige Personen. Mittlerweile sind bei der Konsumentenschützerorganisation Which? über 150 Beschwerden von Menschen eingegangen, die kritisieren völlig zu unrecht einen solchen Warnbrief erhalten zu haben. Wie BBC Online berichtet, hat die Anwaltskanzlei ACS:Law im Auftrag diverser Klienten bereits Tausende Briefe an User verschickt, die im Verdacht stehen, illegal Inhalte aus dem Netz gezogen zu haben.

Geldbuße

Außerdem werden die Betroffenen in dem Brief dazu aufgefordert, eine Geldbuße von 500 Pfund (rund 575 Euro) zu bezahlen, um die "Sache zu bereinigen". ACS:Law verteidigt seine Vorgehensweise und hat außerdem angekündigt, in Kürze weitere Briefe zu verschicken. Which? zeigt sich nun allerdings sehr besorgt, dass noch viel mehr Menschen zu unrecht beschuldigt werden könnten. "Unschuldigen Konsumenten wird mit rechtlichen Schritten gedroht - für Urheberrechtsverletzungen, die sie nicht nur nicht begangen haben, sondern teils gar nicht wissen, wie das überhaupt ginge", kritisiert die Organisation.

Es sei davon auszugehen, dass viele so eingeschüchtert würden, dass sie - um kein Risiko einzugehen - das Geld bezahlen, obwohl sie nichts gemacht hätten, befürchtet Which?. Die Konsumentenschützer raten unrechtmäßig Beschuldigten, auf jeden Fall dagegenzuhalten und die Anschuldigungen abzuweisen. Außerdem könnten sich die Nutzer Unterstützung und Rat bei Which? einholen.

Heimische Internetprovider dagegen

Hierzulande werden derzeit keine Adressen für derlei Warnbriefe herausgegeben, wie Andreas Wildberger, Generalsekretär der Internet Service Provider Austria (ISPA), gegenüber pressetext betont. "So etwas steht für uns auch nicht zur Diskussion. Schon die Gesetzeslage erlaubt es nicht, dass wie in Großbritannien Internetadressen an Dritte weitergegeben werden dürfen." Auch Wildberger warnt vor der Problematik, dass bei einem solchen Vorgehen, auch immer vollkommen Unschuldige betroffen sein würden.

Zahlreiche Auftraggeber

Andrew Crossley von ACS:Law bestätigte gegenüber BBC News, dass einige Fälle inzwischen auch wieder fallengelassen wurden, genaue Zahlen nannte er nicht. Wer sich ungerecht beschuldigt fühle, solle sich den Rat eines Technikexperten einholen und eine Gegenstellungnahme schicken. "Es reicht aber nicht, einfach nur zu behaupten, dass man es nicht gewesen ist", warnt Crossley.

Die Kanzlei agiere im Auftrag zahlreicher Klienten, darunter auch die deutsche Firma DigiProtect. Das Unternehmen arbeitet unter dem Motto "Piraterie in Profit verwandeln" und repräsentiert wiederum diverse Rechteinhaber, darunter auch die Band Scooter. (pte)