Österreich, deine Minarette. Ob Salzburg, ...

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... oder Graz: Anas Schakfeh will eine Moschee mit "Vollausstattung" sehen

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Wien - Man ist in den Landeshauptstädten nicht bereit, in die Luft zu gehen. Zumindest was den Moscheenbau anbelangt. Die Forderung von Anas Schakfeh, Präsident der Islamischen Glaubengemeinschaft, nach einer Moschee samt einem Minarett in jedem Bundesland, juckt - wie ein Standard-Rundruf zeigt - politisch kaum jemanden.

Burgenland: "Kein Thema"

Im Burgenland, sagt Landeshauptmann Hans Niessl (SP), ist das "kein Thema" . Mit der Islamischen Glaubensgemeinschaft gebe es ein sehr gutes Verhältnis, der Neubau einer Moschee samt Minarett sei bei den Gesprächen aber nie aufs Tapet gebracht worden. Ähnliches hört man auch aus dem Büro von Eisenstadts Bürgermeisterin Andrea Fraunschiel. Auch Mattersburgs Ingrid Salamon - hier leben mehr Muslime als in Eisenstadt - weiß nichts von einem Wunsch nach einer neuen Moschee.

Graz: Bürgermeister zögerlich

In Graz verläuft die an sich heikle Debatte relativ ruhig. Die FPÖ beschwört zwar mäanderhaft ihren Slogan "Keine Moschee in Graz" , sie findet damit aber kaum nennenswerten Widerhall. Die türkische Gemeinde plant jedenfalls die Errichtung eines muslimischen Kulturzentrums, das von außen eher einem unscheinbaren Wohnhaus gleicht. Die Eröffnung ist für 2011 geplant. Ein weiteres Zentrum hat die bosnischen Gemeinde im Auge. Anders als bei der türkischen Gemeinde gehen hier die Pläne in Richtung Moschee. Es sei auch ein Minarett vorgesehen, "nicht riesig" und dem Stadtbild angemessen, heißt es. Der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) will die bosnischen Baupläne aber beschränken. "Minarette, die in den Himmel ragen" , seien in Graz nicht vorgesehen. Der Bau dürfe nicht provozieren, aber auch die Gläubigen nicht einschränken. 2007 erntete übrigens der Grazer Diözesanbischof Egon Kapellari heftige Kritik für seine Aussage, dass Muslime auf "städtebaulich dominante Moscheen verzichten sollen, so lange Christen sich in fast allen islamischen Ländern verstecken müssen" .

Kärntner Sonderkommission

Der Klagenfurter FPK-Bürgermeister Christian Scheider hat zwei Sichtweisen: eine behördliche und eine politische. Behördlich sei seit 2008 im Kärntner Ortsbildpflegegesetz vorgeschrieben, dass "außergewöhnliche Architektur" eine Sonderkommission genehmigen müsse.

Anfragen gebe es aber keine, daher hält er die Debatte für "unnotwendig ausgelöst" . Grundsätzlich sollte aber "unserem christlichen Glauben Rechnung getragen werden" und daher neben dem Kirchturm kein Minarett Richtung Himmel ragen.

Bregenzer Grüne: "Schakfeh dient Hetzern"

"Kein Thema" seien Minarette derzeit in Bregenz, erklärt der grüne Vizebürgermeister Gernot Kiermayr. Die Forderung Schakfehs sieht der grüne Vize-Stadtchef "nicht gerade von taktischem Geschick getragen" . Kiermayr: "So etwas dient nur den Hetzern."

Der Linzer Bürgermeister Franz Dobusch (SP) warnt davor, dass durch eine Forderung nach Minaretten eine gehässige politische Debatte hochgeschaukelt werden könnte. In Linz gebe es Pläne, eine Moschee zu erweitern, ohne dass von den Antragstellern ein Minarett vorgesehen sei.

St. Pölten: "Sind zufrieden"

In Niederösterreich scheint man ebenfalls im religiösen Einklang zu leben. St. Pöltens Bürgermeister Matthias Stadler: "Wir haben in der Stadt einige Gebetshäuser, mit denen das Auslangen gefunden wird. Die Glaubensgemeinschaften sind zufrieden mit den vorhandenen Einrichtungen. Ich glaube nicht, dass man durch solche Forderungen die Stimmung anheizen sollte."

Zahme FP in Salzburg

In Salzburg gibt sich sogar die FPÖ in Minarettfragen handzahm. In einem Gewerbegebiet in Saalfelden gibt es an der stark befahrenen B311 schon seit 2003 eine Moschee samt Minarett - allerdings nur acht Meter hoch. "In dieser Form" ist die Moschee selbst für Salzburgs FPÖ-Chef Karl Schnell "tolerierbar" . Die Größenordnung des Gotteshauses sei "nicht übertrieben und provozierend" , auch mit dem Halbmond auf der Turmspitze habe er kein Problem.

Innsbruck: Keine Minarett-Anfragen

Auch in Innsbruck gab es noch nie Minarettanfragen. Obwohl die Bauordnung Gemeindesache sei, habe die Tiroler SPÖ kurz nach der Schweizer Umfrage angeregt, Minarette zu verbieten und Gebetstürme explizit aus der Bauordnung auszunehmen. Im Juni 2006 war in Telfs eine Moschee mit Minarett fertiggestellt worden. Nach Anrainerprotesten war der Gebetsturm von 20 auf 15 Meter verkürzt worden. Laute Gebete darf es in Telfs ebenfalls nicht geben. (ver, moe, pehe, mue, wei, mro, DER STANDARD Printausgabe, 25.8.2010)