Apple reagiert auf die wachsende Kritik an seinem neuen iPhone-Modell und bereitet ein Software-Update vor. Das kalifornische Unternehmen kündigte für Freitag überraschend eine Pressekonferenz an.

Den Apple-Entwicklern wurde eine erste Testversion des Betriebssystems iOS 4.1 zur Verfügung gestellt. Dabei soll unter anderem die Darstellung der Signalqualität auf dem Bildschirm präzisiert werden.

 

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Apple ist bekannt dafür, mit innovativen und gut designten Produkten Märkte aufzumischen. Das ist mit dem Mac gelungen, bis Microsoft übernahm, und nach dem Fast-Crash Apples in den 90ern zuerst mit dem iPod, dann dem iPhone und zuletzt mit dem iPad.

Sinn für Humor

Nicht bekannt war bisher, dass der Konzern unter messianischer Führung von Steve Jobs auch einen großen Sinn für Humor hat. Das zeigt sich in der Causa des iPhone 4, dem nachgesagt wird, bei bestimmten Handauflegungen in Gegenden mit schlechtem Funkempfang keine Telefonverbindung herstellen zu können.

Der erste Witz an der Sache ist, dass Jobs die außen liegende Antennenkonstruktion (drei Metallbänder, die als Antennen für Mobilfunk, Bluetooth und Wifi dienen, bilden das Chassis des Geräts) als Verbesserung gegenüber den bei Handys innen liegenden Antennen anpries (früher zogen wir die Antennen aus dem Handy heraus).

Feuchte, fettige Hände ohne Laborhandschuhe

Das scheint prinzipiell zu stimmen - aber offenbar nicht, wenn feuchte, fettige Hände ohne Laborhandschuhe zufällig eine Brücke zwischen zwei dieser Bänder auf der linken Seite bilden. Dann scheint es zu einem Abfall der Empfangsleistung zu kommen - so berichteten jedenfalls kurz nach dem Verkaufsbeginn Blogs. Jetzt erhielten sie Unterstützung des für seine Verbrauchertests angesehen Consumer Report.

Nach den ersten Berichten kam eine jener ominösen E-Mails, die seiner Steveheit zugeschrieben werden. Darin beschied der virtuelle Jobs einem beschwerdeführenden Käufer: "Du musst es anders halten." Kurz darauf bot Apple eine weitere Alternative: einen 30 Dollar teuren Plastikrahmen, der die Folgen falschen Handauflegens mildert.

Nach ein paar Tagen kam der wirkliche Heuler: Apple verkündete, dass es tatsächlich ein Problem gibt - aber nur bei der Anzeige. Wann immer es zu einem Abfall des Empfangs kommt, war dieser schon vorher schlecht, wurde aber wegen eines "Berechnungsfehlers der Software" fälschlich als gut angezeigt.

Wochen heftigen Apple-Bashings

Aus eigener Wahrnehmung kann ich nichts dazu beitragen, ob es jetzt ein Empfangsproblem gibt oder nicht. Aber Apple hat inzwischen ein unbestreitbares PR-Problem. Und eine Geschichte, Kritik und mögliche Schwächen so lange zu ignorieren, bis es plötzlich eine völlige Kehrtwendung vollzieht. Als 2007 das iPhone auf den Markt kam, war der Preis zu hoch. Nach ein paar Wochen heftigen Apple-Bashings ohne Reaktion des Konzerns reduzierte Apple über Nacht den Preis.

Es ist unmöglich aufgrund der vorliegenden Berichte zu entscheiden, wie groß das Problem ist, oder ob es - im Vergleich zu anderen Handys, die aufgrund interner Antennen gleichfalls Schwachstellen haben - real existiert. Apple muss inzwischen an die drei Millionen iPhones verkauft haben, und man würde annehmen, dass es Kunden massenhaft retournieren würden, wenn es ein offenkundiges, ernsthaftes Problem gibt.

Jedenfalls haben Apples Kunden eine ernsthafte Stellungnahme verdient - für die Lachnummern sorgen ohnehin die Talkshows. (Kolumne Personal Tools helmut.spudich@derStandard.at, 15.7 2010)