Rund 100 Video-Erklärungen und ebenso viele Programmbeispiele für öffentlich-rechtlichen Mehrwert kommen auf zukunft.orf.at (Website voraussichtlich ab Mitte Juni online).

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"Kein Marketingtrick": Dreimal betont das Klaus Unterberger ungefragt, als er Mittwoch seinen zweiten "Public Value Bericht" präsentiert – nicht zu verwechseln mit dem ORF-Bericht an den Nationalrat zum selben Thema. Auch hier zählen prämierte US-Serien wie C.S.I. Miami ("werbefrei" im Gegensatz zu RTL und Co) zum Mehrwert, für den der ORF Gebühren reklamiert. Unterberger leitet das Kompetenzzentrum für Public Value im ORF, für öffentlich-rechtlichen Mehrwert.

2000 Stück hat der ORF vom neuen Band produziert. Weil das nicht ganz für drei Millionen Gebührenhaushalte reicht, kommen die Inhalte auch auf zukunft.orf.at. Aber voraussichtlich erst im Juni. Mittwoch funktionierte die Seite zur Präsentation, noch will Unterberger aber technisch ganz sicher gehen. Für eine interaktive Chatfunktion fehle noch die Kapazität, sagt er.

Gretchenfrage: "Womit hast du 2009 Gebühren verdient?"

Auf der Seite erklären dann vom Generaldirektor abwärts ORF-Mitarbeiter ihr Tun. Die Direktoren etwas länger, das übrige Volk der Küniglberger in 60 bis 90 Sekunden. Ihnen stellte Unterbergers Kollege Konrad Mitschka die Gretchenfrage: "Womit hast du 2009 Gebühren verdient?" Ergebnis sind oft kurze Sendungspräsentationen, etwa dass die ZiB "Sinn von Unsinn trennen" will.

Kritiker kommen zu Wort, etwa Gerhard Ruiss von der IG Autoren. Aber auch vom Bayerischen Rundfunk hört man da Spitzen: "Ich glaube, wir denken momentan noch sehr viel darüber nach, wie können wir Quote machen, Quote machen und Quote machen, und dann bestehen gegen die Kommerziellen", sagt BR-Programmentwickler Peter Bönte: "Ich glaube, das ist der falsche Ansatz. Ich glaube, wir müssen wirklich definieren, was haben wir auch für eine Aufgabe in der Gesellschaft zu erfüllen. Und letztlich, wenn wir das richtig machen, und kreativ umsetzen, mach ich mir eigentlich um die Zukunft der Öffentlich-Rechtlichen keine Sorgen." "Nicht alles deckt sich mit unserer Meinung", sagt Unterberger nach Bönte und meint wohl die Quotenfrage.

Mehr und minder kritische Texte von Wissenschaftern veröffentlicht Unterberger in schmalen Begleitheften, die er "Texte – öffentlich-rechtliche Qualität im Diskurs" nennt. Rotraut Perner zum Beispiel, Verfassungsrechtler Karl Ucakar, auch FH-Chef Reinhard Christl, Julia Wippersberg und Christian Steininger. Zwei dieser Hefte davon wurden mit dem Jahresbericht fertig, vielleicht wird daraus einmal ein Buch, sagt der Leiter des Kompetenzzentrums.

Laut geplantem Gesetz muss der ORF den Mehrwert neuer Dienste nachweisen. "Federführend" übernehme das wohl die Rechtsabteilung, sagt Unterberger. Aber: "Ich stehe mit meiner Expertise zur Verfügung." (Harald, Fidler, DER STANDARD; Printausgabe, 20.5.2010)