Europa scheint es erkannt zu haben: In ungewohntem Gleichklang verurteilen diese Woche Politiker von Porto über Brüssel bis hin nach Athen Spekulanten. Ins Visier geraten sind vor allem die Kreditversicherungsgeschäfte. Tatsächlich wird mit diesen Credit-Default-Swaps (CDS) viel Missbrauch betrieben: Ursprünglich dazu gedacht, dass ein Kreditgeber sich damit gegen den Zahlungsausfall seines Schuldners besichert, entwickelten sich CDS bald zum beliebten Spekulationswerkzeug. Besonders beliebt sind Wetten gegen das marode Griechenland.

Die Forderungen nach einem Verbot von CDS für Staatsschulden geht dennoch in die falsche Richtung. Griechenland steckt wegen der verbreiteten Korruption im Schlamassel - und weil Reformen zu lange verzögert wurden. Ob spekulative Attacken stattfinden, ist dagegen nicht belegt. Im Gegenteil: Die deutsche Bankenaufsicht BaFin hat keinerlei Anhaltspunkte für Angriffe auf Athen gefunden.

Aber das Wettern gegen Finanzhaie klingt gut, vor allem weil im Zusammenhang mit CDS-Geschäften fast immer nur amerikanische Großbanken wie Barclays und JPMorgan genannt werden. Und wer über CDS schimpft, braucht nicht über die eigentlichen Kernprobleme zu reden. So ist in Europa die Debatte über überdimensionierte Banken, too big to fail, fast verstummt. Zu wenig wird auch darüber geredet, wie die Krisenkosten fair verteilt werden können. (András Szigetvari, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 11.03.2010)