Wien - Nach Kritik überprüft nun die Technische Universität (TU) Wien eine kürzlich erfolgte Ehrung eines Absolventen. Walter Lüftl, ehemaliger Präsident der Ingenieurskammer, erhielt laut Bericht des "Standard" (Freitag-Ausgabe) vergangene Woche das Goldene Ingenieursdiplom 50 Jahre nach Studienabschluss. Lüftl hatte in Gutachten behauptet, die Massenvergasungen im Konzentrationslager Auschwitz hätte es aufgrund der Naturgesetze und fehlender technischer und organisatorischer Voraussetzungen gar nicht geben können. Kritiker werfen ihm deshalb die Leugnung des Holocaust vor, ein Verfahren wegen des Verdachts der Wiederbetätigung gegen ihn wurde jedoch 1994 wieder eingestellt. Lüftl selbst zeigte sich von der Überprüfung unbeeindruckt, das damalige Verfahren sei "ein alter Hut".

Das Goldene Diplom kann jeder beantragen, dessen Studienabschluss bereits 50 Jahre her ist. Die Fakultät nimmt dann Stellung zu dem Antrag, der Rektor gibt seine Zustimmung. Rund 600 Anträge sind laut einem Sprecher der TU in den vergangenen 15 Jahren gestellt, kein einziger sei bisher abgelehnt worden.

"Ich bedauere außerordentlich, dass die Erneuerung des Ingenieurdiploms von Herrn Lüftl ein schiefes Licht auf die Technische Universität Wien wirft, was in keinster Weise gerechtfertigt ist", so Rektor Peter Skalicky am Freitag in einer Aussendung. Im Fall Lüftls vermutet das Rektorat allerdings, dass an der zuständigen Fakultät für Bauingenieurwesen "jemand nicht aufgepasst" hat. Immerhin habe der Rektor extra nachgefragt, ob Lüftl tatsächlich geehrt werden soll. "Der Rücktritt von Herrn Lüftl als Präsident der Ingenieurskammer 1992 war mir noch in Erinnerung, nicht jedoch die weiteren an seine Person gerichteten Vorwürfe, die unter 'Holocaust-Leugner' subsumiert werden", so Skalicky.

Nun will das Rektorat nochmals prüfen lassen, ob Lüftl des Diploms würdig ist, das zur Auszeichnung eines erfolgreichen Berufslebens dienen soll. Dazu wurde eine Kommission aus TU-Angehörigen eingerichtet, die bis Anfang 2010 einen Bericht vorlegen soll. Sollte Lüftl tatsächlich Gutachten zur Leugnung des Holocausts erstellt haben, "hat er seiner Alma Mater damit keine Ehre gemacht, dann würden wir ihm auch nicht zum Jubiläum gratulieren wollen", so der TU-Sprecher.

Wissenschaftsminister Johannes Hahn (ÖVP) bezeichnete die Ehrung als eine "sehr unsensible Vorgangsweise". Er habe mit Skalicky telefoniert, der ihm entsprechende Schritte zugesagt habe.

Lüftl zeigte sich unbeeindruckt von der Einrichtung der Kommission: Es stehe jedermann frei, eine solche Kommission einzusetzen und etwas zu untersuchen, "soll sein, ich kann dagegen nichts machen". Er wies allerdings darauf hin, "dass seinerzeit das Verfahren sang- und klanglos eingestellt worden ist, weil nichts in irgendeiner Form pönalisierbar war. Das ist ein alter Hut." Und Lüftl weiter: "Da werden sich gewisse Kreise, Linke, Gutmenschen und sonstige aufgeregt haben, das kann man nie verhindern." (APA)