Robert Misik, 42, ist Journalist, Sachbuchautor und lebt in Wien.

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Wien - Leise Zurückhaltung ist seine Sache nicht, vielmehr hat sich Robert Misik als permanente, präsente und streitbare Stimme gegen den politischen und gesellschaftlichen Konservatismus einen Namen gemacht. Das Engagement des versierten Essayisten und Journalisten wurde Dienstag Nachmittag im Palais Niederösterreich mit dem Österreichischen Staatspreis für Kulturpublizistik gewürdigt. Laudator Franz Schuh sah Misik "in der klassischen Tradition der kritischen Intervention durch öffentliche Rede". Und Kulturministerin Claudia Schmied freute sich in Anspielung auf die Lehrerarbeitszeit-Debatte "sehr, ein bisschen meinem Tagesthema zu entkommen".

Schuh, im Jahr 1985 selbst Staatspreisträger, konstatierte gleich zu Beginn, dass er den Begriff "Kulturpublizist" eigentlich für "Blödsinn" halte. Misik stehe in einer ganz anderen Tradition - nämlich in jener von Heinrich Heine: "Man muss schon einen gewissen Witz haben, um in dieser Tradition stehen zu können." Schuh lobte Misiks Videoblog auf derStandard.at als "ernsthafte Ironisierung der Kommentierung des Weltgeschehens" und seine Form der "Gegenwartsanalyse, die nicht rein betrachtend ist, sondern die streitend eingreift".

Werdegang

Misik schreibt regelmäßig für "taz", "Falter" und "profil". Seine journalistische Karriere begann er 1989 bei der mittlerweile nicht mehr existierenden "Arbeiter-Zeitung". Seit 2002 arbeitet der heute 42-Jährige als freier Autor. Für die Auszeichnung dankte Misik mit einer launigen Rede: "Was braucht der Gesellschaftskritiker heute noch zu kritisieren? Wir stehen in rauchenden Ruinen und haben nichts zur Hand - nicht einmal Begriffe." Auch Schadenfreude sei keine Option, "weil der Schaden demokratischer verteilt ist als die Verluste". Mit dem Preis habe man ihm jedenfalls "ziemlich große Schuhe geschenkt", so Misik. "Ich frage mich: kann man mit denen auch werfen?"

Misik ist Autor zahlloser Kritiken, Essays, Kommentare und Reportagen. Seit seinem ersten Buch "Mythos Weltmarkt" (1997) veröffentlichte er weitere sieben Werke, darunter "Republik der Courage. Wider die Verhaiderung" (2000), "Genial dagegen" (2005) und zuletzt "Politik der Paranoia. Gegen die neuen Konservativen" (2009). 1999 und 2000 erhielt Misik den "Bruno-Kreisky-Preis für das politische Buch". Für Schmied versteht Misik es, "dem Leser komplexe, gesellschaftliche, politische und ökonomische Zusammenhänge nahezubringen, ohne zu vereinfachen und ohne schwarz/weiß zu malen".

Der Preis

Der mit 7.300 Euro dotierte österreichische Staatspreis für Kulturpublizistik wird im Zwei-Jahres-Rhythmus abwechselnd mit dem österreichischen Staatspreis für Literaturkritik an eine Persönlichkeit vergeben, die sich durch hervorragende Beiträge auf dem Gebiet der Kulturpublizistik besonders ausgezeichnet hat. Der Jury 2008 gehörten Helmut Schönauer, Daniela Strigl und Franz Schuh an. Weitere bisherige Preisträger waren Karl-Markus Gauß (1994), Konrad Paul Liessmann (1996), Robert Menasse (1998), Adolf Holl (2002), Peter Huemer (2004), Paul Lendvai (2006). (APA/red)