Schwere Prellungen der Wirbelsäule zwingen Michael Brennan dazu, Krücken zu benutzen. Die Verletzungen entstanden, als der Lehrer von zwei Polizisten in Wien angegriffen wurde.

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Erst nach zehn Minuten gaben sich die Zivilfahnder dem Geschockten zu erkennen – Von Michael Möseneder

Wien – "Ich dachte, sie würden mich umbringen, ich habe um mein Leben gekämpft." Michael Brennan ist noch immer geschockt, wenn er über den Vorfall vom vergangenen Mittwoch spricht. Zwei Männer haben ihn in der U-Bahn-Station Spittelau verprügelt. Ohne Vorwarnung, erzählt er. Das Besondere: Die beiden Zivilisten waren Kriminalpolizisten – und hatten Brennan mit einem Dealer verwechselt, berichtet der Kurier.

Lehrer an der Vienna International School

Sonntagmittag liegt der US-Staatsbürger, der seit August in der Vienna International School Turnen und Englisch unterrichtet, im Lorenz-Böhler-Spital. "Unter anderem ist mein Lendenwirbelbereich schwer geprellt. Die Rückenschmerzen wurden so stark, dass nun eine ausführliche Untersuchung die Verletzungen abklären soll", erzählt er dem STANDARD.

Wie entstanden die Verletzungen? "Ich war in der U-Bahn. Dabei beobachtete ich zwei seltsam agierende Männer und hatte ein schlechtes Gefühl dabei. Ich stieg aus und telefonierte mit meiner wartenden Freundin. Plötzlich schlug mich aus dem Nichts ein Mann zu Boden und prügelte auf dem Bahnsteig auf mich ein", schildert der Afroamerikaner.

Beamte identifizierten sich erst nach zehn Minuten

"Ich wusste nicht, was los ist, versuchte mich zu wehren. Ich sah nur den Hass in den Augen des Mannes." Ein weiterer Mann kam hinzu, erst nach zehn Minuten identifizierten sich die beiden als Polizisten und entschuldigten sich – der Freundin gegenüber. Brennan hatte in der Zwischenzeit seinen Ausweis präsentiert und angekündigt, die US-Botschaft einzuschalten.

"Ich möchte erst dann mit dem Opfer sprechen und mich entschuldigen, wenn die internen Ermittler ihre Untersuchung abgeschlossen haben. Das wird aber schon in den nächsten Tagen der Fall sein", sagt Wiens Landespolizeikommandant Karl Mahrer. Zusätzlich wurde der Fall der Staatsanwaltschaft angezeigt. "Aber bei einer Amtshandlung sofort zuzuschlagen ist selbstverständlich nicht Standard der Polizei", beeilt sich der Polizeichef zu versichern.

Michael Brennan reicht das nicht. Er hat bei den internen Ermittlern ausgesagt und wird die Polizisten anzeigen. "Ich will auf jeden Fall, dass der Polizist nicht so einfach davonkommt. Und solche Fälle in Zukunft verhindern. Denn ich kann mich wehren, aber möglicherweise gibt es genügend andere, die sich nicht helfen können", meint er.

Lückenlose Aufklärung gefordert

Lückenlose Aufklärung fordern auch die SPÖ-Menschenrechtssprecherin Marianne Hagenhofer und die grüne Nationalratsabgeordnete Alev Korun. Korun kritisiert, dass immer nur Einzelfälle behandelt werden. "Möglicherweise müssen die Strukturen geändert werden und überprüft, ob die Beamten überfordert sind", sagt sie.

Überfordert von dem Fall schien am Sonntag in jedem Fall Brennans behandelnder Arzt. "Er hat Filmaufnahmen meines Freundes im Spital verboten mit der Begründung, der Fall solle in der Öffentlichkeit nicht so breitgetreten werden. Auch ein Dreh vor dem Krankenhaus wurde untersagt", ärgert sich die Freundin des Verletzten.(Michael Möseneder, DER STANDARD Printausgabe 16.2.2009)