Was kann - sollten sich die Dinge so abgespielt haben, wie das Opfer sie erzählt - aus dem Überfall ziviler Wiener Drogenfahnder auf den schwarzen US-Lehrer Michael Brennan gefolgert werden? Erstens, dass die verbreitete Gleichsetzung "Schwarzer ist gleich Drogendealer" das Hirn mancher Polizisten ebenso vernebelt wie das diverser Boulevard-Medienmacher und Politiker.

Zweitens, dass ein solcher Beamter es offenbar nicht für nötig erachtet, den verdächtigen Schwarzen nach seinen Personalien zu fragen, bevor er ihn mit Gewalt zu Boden wirft. Kommen die vom Wiener Landespolizeikommandanten Karl Mahrer angekündigten internen Untersuchungen zu dem Schluss, dass es sich so verhalten hat, so ist das schwerer exekutives Fehlverhalten.

Wobei - drittens - Mahrer und anderen Polizeioberen kein Zacken aus der Krone fiele, würden sie sich mit dem geschockten US-Bürger jetzt sofort in Kontakt setzen. Doch der Polizeichef will mit dem Schwerverletzten erst reden, wenn der Übergriff intern bewiesen ist: eine Scheu, sich etwas zu vergeben, die Korpsgeist statt Mut zur Transparenz zeigt.

Dabei hätte die Polizei gerade jetzt die Chance, klare Worte sprechen, um nach außen wie nach innen zu vermitteln, dass schwarz nicht gleich schwarz ist: Ja, es gibt sie, die afrikanischen Drogendealer in Wien - und es ist nötig, gegen sie vorzugehen. Aber dunkelhäutigen Menschen gegenüber krass ungesetzlich zu kommen, ist nicht erst ein Skandal, seit auch der US-Präsident ein Schwarzer ist. (Irene Brickner, DER STANDARD Printausgabe 16.2.2009)