Bild nicht mehr verfügbar.

"Jetzt gehe ich in die Offensive", sagte Bruner zu Beginn der Pressekonferenz. Im April 2008 wurde ihre Krebserkrankung diagnostiziert.

Foto: APA/Schlager

Ingela Bruner, Rektorin der Boku, hat Konsequenzen aus dem Konflikt mit dem Senat gezogen. Am Sonntagabend hat sie den Universitätsrat um einvernehmliche Auflösung ihres Vertrages gebeten. Diese hat der Uni-Rat-Vorsitzende Werner Biffl auch angenommen, bestätigt er gegenüber derStandard.at. Die Auflösung wurde bereits "mit Unterschrift besiegelt". Bruner hielt am Montagvormittag vor Journalisten allerdings fest: "Eine andere Lösung wäre im Bereich des Möglichen und für mich auch wünschenswert gewesen".

Biffl betonte, dass er selbst ein gutes Verhältnis zu Bruner habe und auch das Gespräch am Sonntag "gut und konstruktiv" gewesen sei. Zum Konflikt der Rektorin mit dem Senat wollte er sich noch nicht äußern. Am Dienstagabend werde es dazu eine gemeinsame Erklärung mit Bruner geben. In einer gemeinsamen Aussendung äußerten sich der Uni-Rat und der Senat am Montagnachmittag aber doch noch zu Bruners Rücktritt. "Leider wurden in der Amtsführung der Frau Rektorin zunehmend derart schwere Mängel offenkundig, dass die Boku seit Jahresbeginn 2009 in strategischer und wirtschaftlicher Hinsicht in erheblichen Schwierigkeiten steckt", teilen die beiden Organe mit. "Aus Wahrnehmung von Senat und Universitätsrat gibt es keine Hinweise für ein Mobbing seitens der regulär handelnden Organe oder einzelner Mitglieder dieser Organe gegen die Frau Rektorin Ingela Bruner."

"Tabus gebrochen"

Bruner wollte sich heute bei einer extra dafür einberufenen Pressekonferenz nur bedingt über den Konflikt äußern. "Der Senatsvorsitzende reklamiert Rechte, die nicht im UG 2002 verankert sind", weshalb es zu Spannungen komme. Dass ihre Auseinandersetzungen mit dem Senat damit zu tun haben, dass sie eine Frau und die erste Rektorin in Österreich ist, glaubt sie nicht: "Es hat wahrscheinlich eher was mit meiner Persönlichkeit zu tun. Ich habe Tabus gebrochen: Ich komme aus der Wirtschaft, ich bin nicht habilitiert." Damit hätten manche wohl Probleme.

Allerdings habe auch ihr Vorgänger Hubert Dürrstein Konflikte mit dem Senat gehabt. "Der hat, als ich mit ihm darüber gesprochen habe, gesagt, dass ihm die Kommentare sehr bekannt vorkommen." Die Rektorin rechnet deshalb damit, dass auch ihr Nachfolger vor dem selben Problem stehen wird.

Wie mit ihr von Seiten des Senates umgegangen wurde, bezeichnet sie trotzdem als Mobbing: "In der Woche vor Weihnachten wurde ich unmissverständlich gebeten, mein Amt niederzulegen." Es habe "massive Versuche" gegeben, sie einzuschüchtern. Genauer wollte sie auf das Verhalten ihrer Kontrahenten nicht eingehen. Auf der anderen Seite habe sie von vielen KollegInnen nach Bekanntwerden ihrer Krebserkrankung viel Unterstützung erhalten.

"Vergangenes Jahr mit Gewinnen abgeschlossen"

Am Montagabend hat sich Bruner in der ORF-Sendung "Thema" gegen die Angriffe des Senats und des Universitätsrats gewehrt. So habe man das vergangene Jahr mit Gewinn abgeschlossen, konterte sie auf den Vorwurf der "Führungsschwäche" - "Und das ist ziemlich phänomenal für eine Universität".

Bruner erneuerte ihrerseits die Mobbing-Vorwürfe im Zusammenhang mit ihrer Krebserkrankung. Die Attacken hätten eine Woche vor Weihnachten begonnen. "Ich habe das Gefühl gehabt, der Teppich wird mir unter den Füßen weggezogen." Die Krankheit sei lediglich als Vorwand benutzt worden. Und auch von ihrem Verbleib im universitären Umfeld ist die zurückgetretene Rektorin weiter überzeugt: "Ich bleibe sicher weiterhin der Bildungspolitik verbunden."

Senat zurückhaltend

Der Senat richtetete sich am Montag nach Bekanntwerden des Rücktritts mit einem Email an die MitarbeiterInnen und Studierenden der Boku. "Der Senat legt Wert auf die Feststellung, dass er sich nach außen jeder Kritik über die Amtsführung der Rektorin enthalten hat. Deswegen war der Senat auch mit BOKU internen Informationen sehr zurückhaltend", heißt es in dem Schreiben, das derStandard.at vorliegt. Es sei bedauerlich, dass interne Angelegenheiten in die öffentliche Diskussion gelangt sind, bezieht sich der Senat auf die Medienberichte. Die Mobbing-Vorwürfe, über die DER STANDARD berichtete, "entbehren jeder Grundlage"

Am Montag um 13 Uhr trat laut Bruner der Senat zu einer Sitzung zusammen, bei der "die Zukunft der Boku" besprochen wurde. Am Dienstag trifft sich der Universitätsrat. Die Agenden der Rektorin übernehmen nach ihrem Vertragsende vorübergehend die Vizerektoren. (Elisabeth Oberndorfer/APA/derStandard.at, 19. Jänner 2009)