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Wird das Kraftwerk Spullersee ausgebaut, wird sich das Natura-2000-Gebiet am Lech verändern. Flusslebensräume würden zerstört werden, warnen die Kritiker

Foto: APA/A. VORAUER

Der geplante Ausbau des Kraftwerks Spullersee in Vorarlberg durch die ÖBB werde Flora und Fauna im Naturpark Lechtal verändern: Der WWF und der Tiroler Umweltanwalt sind gegen den Ausbau im sensiblen Gebiet - Von Jutta Berger und Verena Langegger

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Lech/Innsbruck - Nur kurz war Ruhe am Lech. Nun fürchten Umweltschützer wieder eine Kraftwerks-Offensive in dem sensiblen Ökosystem. 30 Millionen Euro wollen die ÖBB in dieErweiterung des 1919 auf Vorarlberger Gebiet errichteten Kraftwerks Spullersee investieren.

Für die Arlbergbahn holen sich die ÖBB Wasser aus 1800 Metern Seehöhe, aus dem Quellgebiet des Lechs bei Lech/Zürs. Der WWF bangt um das "Flussheiligtum Lech". Christoph Walder, Leiter des WWF-Alpenprogramms: "Wir sagen zu den Plänen der ÖBB grundsätzlich Nein." Beim Lech handle es sich um ein "ökologisch einzigartiges Flusssystem". Die Umleitung von Bächen käme einer Umleitung der Wasserscheide gleich.

Gegen eine Erweiterung des Kraftwerks

Für Walder ist es ein "Tabubruch" und ein "fatales Beispiel, das Folgen für ganz Europa haben könnte, wenn es Schule macht". Der WWF fordert daher den Tiroler Landeshauptmann Günther Platter (VP) auf, "diesen Angriff auf das europäische Naturerbe zu verhindern". Der Tiroler Umweltanwalt Johannes Kostenzer sieht sich grundsätzlich als "Vermittler" zwischen allen Parteien. Er sei auch nicht grundsätzlich gegen den Ausbau von Wasserkraft. Nach langem Überlegen spricht er sich im Fall Spullersee aber gegen eine Erweiterung des Kraftwerks aus. Ein Ausbau des Kraftwerkes würde zu einer Veränderung des Lech führen, zitiert Kostenzer aus den Gutachten. Immerhin würde der Lech durch ein Umleiten von drei Bächen auf Vorarlberger Seite um rund 13 Prozent weniger Wasser führen: "Naturnahe Augebiete werden sich dadurch verändern."

Gutachten gegen Ausbau


Weiters sei der Lech in der Wintersaison durch Entnahmen für Beschneiung, die Kraftwerke und die Abwasserklärung stark belastet. Vier Wochen hat die Abteilung Umweltschutz im Land Tirol jetzt Zeit zu entscheiden, "ob das Projekt so genehmigt wird", so Kostenzer. "Da zwei Bundesländer betroffen sind, dürfte es ein kompliziertes Verfahren werden", befürchtet die Vorarlberger Naturschutzanwältin Katharina Lins.

Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) fühlen sich zu Unrecht kritisiert. Sprecher René Zumtobel betont: "Die ÖBB planen kein neues Kraftwerk am Lech, sie wollen das bestehende Kraftwerk nur verbessern." Damit wolle man die Stromversorgung für den wachsenden Bahnverkehr, konkret die neue Unterinntaltrasse, die Zulaufstrecke zum Brennerbasistunnel, "nachhaltig sichern".(DER STANDARD Printausgabe 20.11.2008)

Im Speicher Spullersee würden, so Zumtobel, nach Fertigstellung rund 24,8 Millionen Kubikmeter Wasser mehr zur Verfügung stehen. Die Jahresenergieproduktion der Kraftwerksgruppe Klostertal soll damit von 150 GWh auf 200 GWh gesteigert werden.(Jutta Berger, Verena Langegger, DER STANDARD Printausgabe 20.11.2008)