Ob man, ach, Philosophie studiert hat oder nicht: Man kommt um das Thema Geld nicht herum. Entsprechend dicht präsentierten und diskutierten Wissenschafter auch am zweiten Tag des Philosophicums Lech Beiträge zum so unbegreiflichen wie selbstverständlichen Begleiter unseres Alltags. Hatte Kulturministerin Claudia Schmied bei ihrer Eröffnung noch nachweisen können, dass sie davon zu wenig hat, um ihre "Aufgaben und Ausgaben" zu tätigen, so erklärte der St. Gallener Volkswirtschafter Hans Christoph Binswanger die Vermehrung des Geldes als Kern von Goethes Faust, vor allem von dessen zweitem Teil: eine Parabel auf moderne Wertschöpfung, verbunden mit dem Verlust von Schönheit, Sicherheit und Genussfähigkeit.

In einer Diskussion forderte die deutsche Politikerin Heide Simonis eine stärkere Kontrolle von Finanzflüssen, Caritas-Chef Küberl warf auch Teilen der Kirche vor zu glauben, man könne mit Geld das verlorene Paradies zurückgewinnen, während Ex-Daimler-Vorstand Jürgen Hubbert die Frage, ob Geld sexy mache, negativ beantwortete: "Ich bin seit 42 Jahren mit derselben Frau verheiratet."

Der deutsche Medienwissenschafter Norbert Bolz aus Berlin wiederum provozierte mit der saloppen Feststellung, uns gehe es eh gut und man könne gar nicht Geld genug haben - um dann sehr differenziert auf Entwicklungen im Kapitalismus einzugehen (siehe Kommentar der anderen).

Das waren Stichworte für den Medientheoretiker Wolfgang Ullrich: Anhand von Bankwerbungsimages und Wellness-Hotel-Prospekten destillierte er eine Ikonografie, in der Wasser, Weite und Geborgenheit als Metaphern der Geldwelt fungieren. "Was für viele nach einer Gegenwelt zum Kapitalismus aussehen mag, ist vielmehr dessen stärkste Versinnlichung."

Für die weniger Betuchten gebe es energiesprühende Duschgels. In Lech fühlte man sich angesprochen. Fortsetzung folgt. (Michael Freund aus Lech/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 20./21. 9. 2008)