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Flüchtlingskinder als überzeugende Schauspieler: In Manfred Michalkes "Don Quijote - ein Vorspiel" im Dschungel Wien

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Wer kennt ihn nicht, den unerschrockenen Ritter, der mit erhobener Lanze auf die Windmühlen zureitet? "Don Quijote" von Miguel de Cervantes gehört zu den großen Werken der Weltliteratur. Die Einschränkung der persönlichen Individualität und der Phantasie durch vorgegebene Strukturen, durch Gewalt und Ignoranz war bereits im 16. Jahrhundert ein Thema, das Cervantes zum Schreiben dieses Romans bewegte.

Kinder leiden

Schon immer waren es die Schwächsten der Gesellschaft, die am meisten unter Gewalt, Fanatismus und Unterdrückung zu leiden hatten: die Kinder. Der Autor und Regisseur Manfred Michalke griff diese Problematik auf und schrieb das Stück "Don Quijote - Ein Vorspiel".
"Wie geht unsere Gesellschaft mit Kindern und ihren Lebensbedingungen um? Kinder haben zu diesem Thema einen Zugang, den wir nur aus großer Distanz nachvollziehen können", meint Michalke zu seinem neuen Werk, das ausschließlich von Kindern und Jugendlichen des Integrationshauses Wien gespielt wird. Die Aufführung ist zweisprachig, die Texte sind sowohl auf Deutsch als auch zum Teil auf Amharisch (Äthiopien) - trotzdem bleiben die Dialoge für den Zuschauer verständlich. Die musikalische Untermalung stammt von Schülern der Musikschule Floridsdorf.

Inhaltlich endet das Stück dort, wo Cervantes Roman beginnt - eben ein "Vorspiel". Kinder sind in Käfige eingeschlossen, werden mit Gabelstaplern auf die Bühne gebracht. Es gelingt ihnen aber, auszubrechen. Auf dem Weg in die Freiheit entdecken sie einen alten Gameboy, als Spielanleitung finden sich dazu Verse aus "Don Quijote". Sie beschließen, die Bilder daraus nachzubauen. Dann stoßen Neuankömmlinge dazu, die das Spiel "blöd" heißen - es kommt zu Streit und Raufereien. Plötzlich tauchen fahrende Schauspieler auf, die das Bild aus "Don Quijote" erkennen und man beschließt schließlich, zusammen das Bild fertig zu bauen. Aus Kontrahenten werden Freunde, gemeinsam erschafft man das Bild und die Windmühlen beginnen langsam, sich zu drehen.

Geflüchtete Kinder

Die Darsteller aus dem Integrationshaus Wien sind Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 11 und 20 Jahren. Sie machen aus verschiedensten Beweggründen bei dem Projekt mit. Etwa, weil sie "gerne einmal vor großem Publikum stehen wollten", so wie der 11jährige Vachram aus Armenien, weil sie "gerne in der Gruppe arbeiten", wie der 20jährige Jerry aus Nigeria, oder einfach, "weil's Spaß macht", meint der 14jährige Artur aus der Ukraine.
Der Reinerlös der Produktion kommt ausschließlich Kindern und Jugendlichen zugute, die Opfer von Gewalt wurden.

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(beg, derStandard.at)