"Bevor ich Teil dieses Systems werde, mich biegen, brechen und erpressen lassen, da gehe ich lieber unter, und das mit erhobenem Haupt!"

Am 1. Mai im Linzer Bierzelt: FPÖ-Chef Herbert Kickl.
FOTOKERSCHI.AT/WERNER KERSCHBAUM

Was is’ g’schehn? Biegen, brechen, erpressen? Lieber untergehen? Was ist das für ein Weltuntergangsgetöse?

Na, der Kickl halt. Es war wieder 1. Mai im Bierzelt, und die Rede des FPÖ-Parteichefs auf dem Urfahrer Jahrmarkt strotzte natürlich wie immer von Schmähungen und Drohungen gegen alles, was nicht dem Kickl’schen Normalmeter entspricht. Aber dieser wehleidige, ja leidenssüchtige Märtyrerton ist neu.

Was ist übrigens "das System", von dem sich Kickl so rabiat distanziert? Die anderen demokratischen Parteien und implizit die Demokratie selbst. Und von diesem System wird er angeblich verfolgt – "sie" wollen ihn "biegen, brechen, erpressen". Aber da geht er lieber unter.

An sich ist das ja die Täter-Opfer-Umkehr aller antidemokratischen Politiker, heute und in der Geschichte: Ich werde ja so verfolgt (von den "Eliten", den "Systemparteien", den Juden ...), da darf ich mich doch wehren, oder? Aber im nächsten Satz den eigenen Untergang herbeireden (herbeisehnen?), das ist schon noch einmal was anderes, Seltsames. Wenn es mit rechten demokratischen Dingen zugeht, dann braucht Kickl einen Partner aus dem "System", wenn er eine Regierung bilden will. Wir dachten, Kickl will Kanzler werden. Aber anscheinend geht er lieber unter. (Hans Rauscher, 2.5.2024)