Sturm kann Cup.
APA/MAX SLOVENCIK

Klagenfurt - Letztendlich war es dann der siebente Streich. Am 1. Mai 2024, um 19 Uhr, jubelten die Spieler von Sturm Graz im Klagenfurter Wörthersee Stadion ausgiebig. Die Rapidler hingegen schauten wie die begossenen Pudel drein. Sturm hatte ein 0:1 in ein 2:1 gedreht, hat den Cup verteidigt.

Ein Cupfinale ist laut Sturm-Trainer Christian Ilzer ein "absoluter Selbstläufer". Er kennt das Gefühl, wie es ist, den Pokal zu stemmen, das macht glücklich, gibt Leben und Beruf Sinn. Rapids Coach Robert Klauß ist diesbezüglich noch völlig blank, das 0:2 aus dem Vorjahr hatte Vorgänger Zoran Barisic zu verantworten.„Alles raushauen“, sagte also Klauß im Vorfeld. Fußball spielt sich nicht nur in den Beinen, sondern auch im Kopf ab. Rapid hatte in der Meisterschaft drei Niederlagen zu verarbeiten, 0:1 und 1:3 gegen Sturm, zum Drüberstreuen setzte es ein fulminantes 0:5 beim LASK. Die Mannschaft begab sich trotzdem nicht in psychologische oder gar psychiatrische Behandlung. Fußball ist die Kunst des Vergessens. Klauß: "Was war, ist völlig egal."

Beide Teams konnten nahezu in Bestbesetzung antreten, bei den Hütteldorfern wirkten Abwehrchef Leo Querfeld, Kapitän Guido Burgstaller und Abräumer Lukas Grgic mit. Innenverteidiger Nenad Cvetkovic gehörte erstmals seit seinem Kreuzbandriss (August 2023) der Startformation an. Der Tabellenführer aus Graz setzte auf Bewährtes.

Die Stimmung im ausverkauften Wörthersee Stadion (30.000 Zuschauer) war enthusiastisch, im Vergleich zum Finale 2023 saßen die organisierten Sturm-Fans diesmal auf der Südtribüne, die Rapid extrem Zugeneigten im Norden, Abwechslung muss sein. Die Choreografien waren wunderbar, im Norden war auf einem überdimensionalen Transparent zu lesen: "Ganz egal ob gut, ob schlecht, die Liebe ist echt." Und der Süden gedachte dem 1. Mai 1909, an diesem Tag wurde zwar nicht die Welt, aber Sturm geschaffen.

Es war ein Fight.
APA/MAX SLOVENCIK

115 Jahre danach war sofort Tempo in der Partie. Kein Abtasten, Rasanz pur, intensive Zweikämpfe. 15. Minute: Rapid muss wechseln, Moritz Oswald ersetzt den lädierten Jonas Auer. Eine kuriose Verletzung, der eigene Mitspieler Grgic war Auer auf den Fuß gestiegen. 19. Minute: Sturms Tomi Horvat prüft Niklas Hedl, der Rapid-Keeper besteht den Test. 26. Minute: Große Chance für die Grün-Weißen, Grgic legt den Ball quer zu Isaak Jansson, der Schwede schießt aus sechs Metern knapp daneben, was auch vorbei ist.

Fehler passieren

Natürlich gab es auf beiden Seiten ab und zu auch Fehlpässe, was den Unterhaltunwert aber nur minimal schmälerte. 38. Minute: Sehr hohes Bein von Mika Biereth, der Fuß des Dänen trifft den Rapidler Neraysho Kasanwirjo voll am Kopf. 43. Minute: Marco Grüll luchst Jusuf Gazibegovic den Ball ab und marschiert los, zwei Haken, ein Schuss, Goalie Vitezslav Jaros wehrt kurz ab, Matthias Seidl staubt jedoch zum 1:0 ab.

Der Anpfiff zur zweiten Halbzeit verzögerte sich, Rapid-Fans fackelten Pyrotechnik ab, es war die Antwort aufs Vorjahr, damals hatten die Sturm-Anhänger spektakulär gezündelt. Als sich der Nebel verzogen hatte, passierte in Minute 49 Folgendes: Flanke Horvat, David Affengruber köpfelt irgendwohin, Querfeld lenkt den Ball logischerweise unglücklich zum 1:1 ins eigene Tor ab. Womit das Finale neu begann.

65. Minute: Sturm führt nicht mit 2:1, Hands von Gregory Wüthrich. Es blieb eine recht ausgeglichene und hart umkämpfte Angelegenheit, beide Trainer brachten neue Kräfte. Rapid sollte letztendlich den Scherben aufhaben. 81. Minute: Getümmel im Strafraum, Horvat staubt zum 2:1 ab, der Treffer hält der Überprüfung des VAR locker stand. Somit hat sich der Favorit durchgesetzt.

Enttäuschte Wiener.
APA/MAX SLOVENCIK

Sturm führt zudem in der Meisterschaft drei Zähler vor Red Bull Salzburg, die Chance aufs Double ist groß. Rapid hingegen befindet sich in Schockstarre, sogar die Teilnahme am Europacup wackelt gehörig. Kapitän Burgstaller gratulierte Sturm tapfer: "Sie haben verdient gewonnen." (Christian Hackl, 1.5.2024)

89. Finale um den österreichischen Fußball-Cup:

SK Sturm Graz - SK Rapid 2:1 (0:1).
Klagenfurt, Wörthersee Stadion, 30.000 Zuschauer (ausverkauft), SR Gishamer.

Tore: 0:1 (43.) Seidl, 1:1 (49.) Querfeld (Eigentor), 2:1 (81.) Horvat

Sturm: Jaros - Gazibegovic, Affengruber, Wüthrich, Schnegg - Gorenc Stankovic - Horvat (90. Hierländer), Kiteishvili, Prass (74. Lavalee) - Biereth, Jatta (60. Böving)

Rapid: Hedl - Kasanwirjo, Querfeld, Cvetkovic (71. Kongolo), Auer (15. Oswald) - Sattlberger (71. Kerschbaum), Grgic (88. Dursun) - Jansson, Seidl, Grüll - Burgstaller

Gelbe Karten: Biereth, Lavalee bzw. Cvetkovic, Oswald, Klauß (Trainer)