Biereth und Hofmann
Mika Biereth von Sturm (links) und der Rapidler Maximilian Hofmann – beide Teams können leicht auf die Nase fallen.
APA/GEORG HOCHMUTH

Rapid, sagt Sportgeschäftsführer Markus Katzer dem STANDARD, lasse sich vom eingeschlagenen Weg sicher nicht abbringen. Man befinde sich in einem Prozess, dessen Ziel es sei, "die Lücke nach oben zu schließen". Das 0:5 am Sonntag beim LASK war freilich ein großes Loch (Motto: In Linz hört's auf), Katzer bezeichnet die Niederlage als "bitter", sie sei aber zum großen Teil auf personelle Probleme zurückzuführen gewesen. "Natürlich kann man über die Kaderbreite diskutieren." Man muss aber nicht, die Lage ist, wie sie ist.

Dass Hartberg nach 29 Runden zwei Zähler mehr aufweist und Rapid gegen die anderen fünf Meistergruppenteilnehmer genau einen Sieg gefeiert hat (3:0 in Hartberg), darüber will Katzer vor dem Cupfinale nicht ausführlich diskutieren. "Das sollen die Medien machen. Wir gehen den Weg, nehmen uns die Zeit, haben einen Plan." Trainer Robert Klauß leiste jedenfalls hervorragende Arbeit. "Aber auch für Rapid hat die Minute 60 Sekunden und nicht 30."

Bittere Erinnerungen

Am Mittwoch, dem 1. Mai, wartet viel Arbeit, da geht es nicht um Sekunden, sondern um einen Pokal. In Klagenfurt steigt ab 17 Uhr das Cupfinale gegen Sturm Graz. Das Wörtherseestadion ist längst ausverkauft, mit 30.000 Zuschauern prall gefüllt. Die Erinnerung ist bitter, 2023 setzte es im Endspiel ein 0:2, die Pyrotechnik-Show der Sturm-Fans ging via Social Media um die Welt. Zuletzt haben die Grazer in der Liga gezeigt, wer der Favorit ist, einem 1:0 folgte ein 3:1. Das ging zwar nicht um die Welt, die Erinnerung wurde aber aufgefrischt.

"Natürlich ist Sturm Favorit. Aber in einem Spiel ist alles möglich. Wir werden alles rausholen, warten auf die Initialzündung", sagt Katzer. Ein Cupsieg wäre die perfekte Zündung, ein möglicher Dosenöffner. Denn eine Qualifikation für den Europacup über die Bundesliga ist äußert fraglich, Rapid ist drei Runden vor Schluss Fünfter, und Austria Klagenfurt sitzt punktegleich im Nacken. Hütteldorf braucht nicht zuletzt aus wirtschaftlichen Gründen Europa, der Umkehrschluss ist nicht zulässig.

Abgänge im Sommer

Offensivspieler Marco Grüll, einer der Stützen, wechselt im Sommer ablösefrei zu Werder Bremen. Der 20-jährige Abwehrchef Leo Querfeld geht ebenfalls (er kann unter mehreren Angeboten wählen), Rapid wird zwischen drei und vier Millionen Euro kassieren. Lückenschließer Katzer muss sich also umschauen, er sondiert den Markt, das ist Teil des Jobs. Der Weg ins Cupfinale war ein Spaziergang, Rapid traf auf keinen Erstligisten, St. Pölten und Leoben waren die recht niedrigen Hürden im Viertel- und Halbfinale. Sturm hingegen musste sich von der Wiener Austria und von Red Bull Salzburg befreien.

Klauß ist mangels Alternative zuversichtlich. "Wir haben uns nach dem 0:5 durchgeschüttelt, jetzt sind wir wieder voll Energie. Was war, ist völlig egal." Kollege Christian Ilzer verblüffte mit der Aussage, dass Rapid "leichter Favorit" sei. Ilzers interessante Erklärung lautete: "Rapid schont seit zwei Wochen alles raus, was nur irgendwie geht. Sie werden maximal frisch sein." Klauß widerspricht: "Wir haben niemanden geschont, sie lagen auf dem Massagetisch und waren verletzt." Abgesehen davon sei selbstverständlich Sturm der Favorit. Die Grazer haben sich den Luxus erspielt, mit einem 2:2 in Salzburg unzufrieden sein zu dürfen. Rapid benötigt diesbezüglich schon ein 0:5 in Linz. Der Vorsprung auf den Serienmeister beträgt drei Zähler, also kann Ilzer sagen, was er will.

Große Sehnsucht

"Sie werden Meister", glaubt Klauß. "Sie sind die beste Mannschaft in Österreich." Was Hoffnung macht? "Die Personalsituation hat sich verbessert, es ist nur ein Spiel, da kann man alles erreichen. Wir müssen klar und seriös sein." Rapid hält bei 14 Cup-Titeln (Sturm bei sechs), der jüngste passierte 1995, ist also uralt. Kapitän Guido Burgstaller sagt: "Die Sehnsucht ist groß." Geschäftsführer Katzer ist sich der Lücke bewusst. Denn ein Fußballspiel dauert auch für Rapid mindestens 90 Minuten, nicht 45. In Klagenfurt könnten es 120 sein, nicht 60. Die Zeit rennt in Hütteldorf trotzdem davon, es bedarf dringend einer Initialzündung. (Christian Hackl, 30.4.2024)

Technische Daten und mögliche Aufstellungen zum 89. Finale des ÖFB-Fußball-Cups zwischen Sturm Graz und Rapid am Mittwoch in Klagenfurt:

SK Sturm Graz - SK Rapid (Klagenfurt, Wörthersee Stadion, 17.00 Uhr/live ORF 1, SR Gishamer)

Sturm: Jaros - Gazibegovic, Affengruber, Wüthrich, Lavalee - Gorenc Stankovic - Horvat, Kiteishvili, Prass - Biereth, Böving

Es fehlen: Sarkaria (Knöchel), Scherpen (Kreuzbandriss), Borkovic (Kreuz- und Seitenbandriss)

Rapid: Hedl - Kasanwirjo, Kongolo, Querfeld, Auer - Sattlberger, Grgic - Lang, Seidl, Grüll - Burgstaller

Es fehlen: Seydi (Knie), Moormann, Strunz, Gale (alle im Aufbautraining)

Fraglich: Hofmann (Wade)

Weg ins Finale:

Sturm: 1. Runde: 7:2 (a) SAK Klagenfurt (RL Mitte), 2. Runde: 3:0 (a) SV Leobendorf (RL Ost), Achtelfinale: 3:2 (a) GAK (2. Liga), Viertelfinale: 2:0 (h) Austria Wien, Halbfinale: 4:3 (a) RB Salzburg

Rapid: 1. Runde: 7:0 (a) SR Donaufeld (RL Ost), 2. Runde: 5:2 n.V. (a) Union Gurten (RL Mitte), Achtelfinale: 5:1 (a) SKU Amstetten (2. Liga), Viertelfinale: 3:1 (h) SKN St. Pölten (2. Liga), Halbfinale: 3:0 (a) DSV Leoben (2. Liga)