ORF-Moderator Patrick Budgen.
ORF-Moderator Patrick Budgen.
Screenshot/ORFTVThek

Wien – Der ORF weist in einem Statement die Angriffe gegen seinen Moderator Patrick Budgen zurück. Budgen hatte am Samstag in seiner Sendung Bei Budgen den Profil-Journalisten Gernot Bauer zu Gast. Um Werbung für die Sendung zu machen, zitierte Budgen auf X, vormals Twitter, Bauer mit folgendem Satz: "Wir wissen von Herbert Kickl, dass er relativ oft krank ist. Er lässt sich oft entschuldigen und verschwindet für 1-2 Tage. Ich bin gespannt, ob er überhaupt die Robustheit hat, dass er ganz oben ist." Bauer hatte kürzlich gemeinsam mit Profil-Kollegen Robert Treichler eine Biografie über FPÖ-Chef Herbert Kickl veröffentlicht – der STANDARD berichtete.

Nach Budgens Tweet, der rein aus einem Zitat Bauers bestand, geriet der Moderator ins Kreuzfeuer der Kritik, die vor allem von rechts kommt, wie auf X gut nachzulesen ist. Tenor: Der Gesundheitszustand eines Politikers sei dessen Privatsache und tabu. Die Angriffe gegen Budgen tragen aber auch eine persönliche Note. Der Moderator veröffentlichte 2021 das Buch Einsiedlerkrebs. Wie ich aus dem schlimmsten Jahr meines Lebens das Beste machte, wo er seinen Umgang mit der Diagnose Krebs schilderte.

Westenthaler fordert Konsequenzen

Der Satz von Gernot Bauer ist in der Langfassung des Interviews zu hören, das in der TVthek des ORF abrufbar ist. Kickls Gesundheitszustand brachte nicht Budgen mit einer Frage aufs Tapet, sondern Bauer selbst. Auf Facebook echauffierte sich etwa der von der FPÖ entsandte ORF-Stiftungsrat Peter Westenthaler. "Ein ORF-Moderator postet ungeprüft negativ über den Gesundheitszustand von Herbert Kickl, ohne zu recherchieren!" Westenthaler behauptet, dass Budgen mit dem Tweet gegen den ORF-Ethikkodex verstoßen habe. Er werde sich dafür einsetzen, dass das Posting zu Konsequenzen führe. Dass etwa gerade die FPÖ wiederholt das Alter von Bundespräsident Alexander Van der Bellen zum Thema gemacht hatte, scheint Westenthaler entgangen zu sein.

Der ORF weist in einem Statement, das an den STANDARD und andere Medien ging, einen Verstoß gegen den Ethikkodex zurück: "Der angesprochene Beitrag in Wien heute am 20. 4. 2024 wurde geprüft und entspricht allen geltenden journalistischen Richtlinien und Regulativen des ORF. Die von Patrick Budgen auf der Plattform X gepostete Aussage war ein Zitat des Journalisten und Buchautors Gernot Bauer. Landesdirektor Edgar Weinzettl wird ergänzend redaktionsintern nochmals auf den sensiblen Umgang mit der Bewerbung von Sendungsinhalten in den Sozialen Netzwerken hinweisen."

Budgen selbst hat sich vorübergehend von Twitter zurückgezogen, weil der Ton so "aggressiv" und "destruktiv" sei. (omark, 22.4.2024)