Symbolfoto für anonymen User im Darknet
Die Nutzung des Darknets und damit verbundene Bitcoin-Überweisungen sind keine Garantie für Anonymität.
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Es ist eine dieser Geschichten, bei der Außenstehende dazu geneigt sind, sich zu fragen, wie verzweifelt man sein muss, um auf solche Ideen zu kommen. In einem Sorgerechtsstreit griff ein Adoptivvater aus den USA zu drastischen Maßnahmen und versuchte im Darknet einen Auftragskiller auf die leiblichen Eltern der Kinder anzusetzen. Zum Glück vergeblich.

Was der 43-Jährige aus Utah ursprünglich mit 16.000 Dollar in Bitcoin bezahlt hat, kostet ihn nun nämlich auch eine sieben Jahre lange Haftstrafe. Der Vorfall ist umso erstaunlicher, als dass man einem Softwareentwickler bei Microsoft eigentlich zutrauen würde, dass er sich der hohen Wahrscheinlichkeit des Scheiterns solcher Pläne eigentlich bewusst sein sollte. Überhaupt, wenn man sie so ausführt wie er.

Ein düsterer Plan

Hintergrund dieser erschreckenden Tat war ein eskalierender Streit zwischen zwei Familien. Pence und seine Familie hatten zuvor fünf Kinder adoptiert. Es kam zu Unstimmigkeiten bezüglich der Erziehung und der persönlichen Lebensführung, die dazu führten, dass das leibliche Elternpaar aus New York versuchte, das Sorgerecht für seine Kinder zurückzugewinnen. Es meldete Pence zudem bei den lokalen Kinderschutzbehörden, was offenbar seine Kurzschlusshandlung ausgelöst haben dürfte.

In seiner Wut beschloss Pence, im Darknet einen Auftragskiller anzuheuern, um "ein paar Ziele, Ehemann und Ehefrau, die ich loswerden muss", zu töten, wie er laut "The Register" später dem FBI berichtete. Der Adoptivvater wurde nach einiger Zeit der Suche auch fündig und hatte schon konkrete Vorstellungen für die Ausführung: Er gab Namen, Adressen und Fotos der beabsichtigten Opfer an und bat darum, dass der Mord wie ein missglückter Raubüberfall aussehen solle, bei dem keine Kinder verletzt werden.

Leicht aufgeflogen

Von zu Hause aus überwies Pence dem vermeintlichen Auftragsmörder dafür zunächst 16.000 Dollar in Bitcoin. Anscheinend entschied er sich aber wenig später um und versuchte, den "Vertrag" einige Tage später zu stornieren. Da es im Darknet wenig verwunderlich keine "Geld zurück"-Garantie gibt, war die Bezahlung für den Doppelmord verloren. Sein Pech und Glück für die Zielpersonen: Die Online-Kommunikation, mit der man die Straftat vereinbart hatte, wurde abgefangen und von einem vertraulichen Informanten an das FBI weitergeleitet.

In weiterer Folge konnte das FBI die Kryptowährungsbörse ausfindig machen, die für die Transaktionen verwendet wurde, und erhielt die vollständigen Daten des Mannes. Das gelang nicht nur über den Führerschein, weil man bei zentralen Kryptobörsen mittlerweile einen Identitätsnachweis hinterlegen muss. Auch die verwendeten IP-Adressen konnten zu seiner Privatadresse und seinem Smartphone zurückverfolgt werden.

Bei der Verhaftung gestand Pence seine Tat den Ermittlern und antwortete, als er gefragt wurde, ob er etwas aus dem Haus haben wollte, bevor er weggebracht wurde: "Ich hätte gerne eine Zeitmaschine, wenn Sie eine haben." Ein Richter verurteilte ihn später zu einer Gefängnisstrafe von 84 Monaten, gefolgt von einer dreijährigen Bewährungszeit. Seine Schwester startete unterdessen eine Crowdfunding-Kampagne zur Unterstützung der Familie.

Bemerkenswert an dem Fall ist nicht zuletzt, dass sich Pence trotz seines beruflichen Hintergrunds besonders ungeschickt angestellt hat – nicht nur in der Erwartung, dass man tatsächlich einen professionellen Killer ohne weiteres über das Darknet anheuern könne, sondern auch in der ernsthaften Überschätzung der Anonymität von Bitcoin-Transaktionen und denen, die sie ermöglichen. (bbr, 10.4.2024)