Wenn es um die Auslastung der Internetinfrastruktur geht, dann werden Netzbetreiber selten müde zu betonen, wie insbesondere Videostreaming die Datenlast kontinuierlich anschwellen lässt. Das führte vor wenigen Jahren zu einer zwischenzeitlichen Diskussion darüber, ob Netflix und Co nicht ein zusätzliches Entgelt an sie entrichten sollten.

Einen Übeltäter hatten die Provider dabei allerdings nicht auf dem Schirm: smarte Waschmaschinen. Während vernetzten Heimgeräten üblicherweise nachgesagt wird, individuell nur recht geringe Datenmengen zu erzeugen, hat es ein Modell von LG im Jänner geschafft, virale Aufmerksamkeit zu erringen. Der in San Francisco lebende Eigentümer hat herausgefunden, dass sein Gerät mehrere Gigabyte pro Tag an Datenvolumen verbraucht.

Waschmaschine auf einmal viertgrößter Datenverbraucher

3,66 Gigabyte waren es an jenem Tag, an dem Johnie Lee beschloss, den Traffic in seinem WLAN näher zu inspizieren. Bereits seit Anfang Jänner war ihm aufgefallen, dass seine Internetverbindung manchmal auffällig langsam war und das Netzwerk sich seiner Aussage gegenüber "Newsweek" nach "seltsam" verhielt. Abseits der "üblichen Verdächtigen" stellte er fest, dass seine Waschmaschine plötzlich zum viertgrößten Datenverbraucher des Haushalts in der laufenden Woche aufgestiegen war.

Sein Posting dazu sorgte nicht nur für Erheiterung, sondern auch für Diskussionen über Datenschutz. Da sich die WLAN-Konfiguration der Waschmaschine nicht ändern ließ, sperrte er das Gerät letztlich über seinen Router aus dem Netzwerk aus und scherzte darüber, dass wohl jemand sich Zugang verschafft und mit dem Gerät Bitcoins gemint hatte.

Das Protokoll vom 9. Jänner zeigte stündlich – mit einer Ausnahme um 14 Uhr – ein Aufkommen von über 150 MB. Der Großteil davon entfiel auf den Upload, also Daten, die von der Waschmaschine hochgeladen wurden. Das Gesamtaufkommen entspricht in etwa dem Verbrauch von zwei Stunden Videostreaming in Full-HD-Auflösung. Eine weitere Untersuchung erbrachte, dass der Datenhunger wohl am 4. Jänner eingesetzt hatte, der Grund dafür war für Lee aber nicht ersichtlich.

Smarte Waschmaschinen werden von Privacy-Experten kritisch betrachtet, denn die meist größere Lebensspanne der Geräte bietet Potenzial für die Sammlung von Langzeitdaten, was ein Datenschutzrisiko darstellt. Beworben werden die Geräte freilich mit Komfort und zusätzlichen Features, etwa dem Nachrüsten von neuen und optimierten Waschgängen und der Möglichkeit, selbige aus der Ferne zu starten und zu stoppen.

Verbrauch wieder normal, Ursache weiter unklar

Ungeachtet dessen handelte es sich hier allerdings um einen Einzelfall. 3,7 Gigabyte an Datenverbrauch sind auch für LG-Waschmaschinen unüblich. Der Hersteller stand zum Zeitpunkt des Bekanntwerdens bereits in Kontakt mit Lee. Ende Februar lieferte er ein Update und berichteter, dass der mittlerweile wieder mit dem Netz verbundene Waschapparat nun wieder geräteübliche Datenmengen – rund 1,5 MB pro Monat – produziert. Trotz intensiveren Austausches mit dem Support-Team von LG und von ihm selbst durchgeführter Traffic-Analysen war aber immer noch nicht klar, was der Auslöser des Problems gewesen war.

Insgesamt tragen Smart-Home-Geräte zunehmend zur globalen Trafficbilanz bei. Und das wird sich auf absehbare Zeit auch nicht ändern. Obwohl laut Statista-Daten der durchschnittliche Umsatz pro Produktsegment stetig sinkt, wächst der Gesamtumsatz des Marktes kontinuierlich weiter. Von geschätzten 135 Milliarden Dollar im Jahr 2023 dürfte er bis 2028 auf fast 232 Milliarden steigen. (red, 4.4.2024)