Marco Schwarz beim Aufbautraining in der Reha, das lädierte Knie in einer Schiene.
Marco Schwarz beim Aufbautraining in der Reha, das lädierte Knie in einer Schiene.
ORF; ORF/SKI AUSTRIA

Dinge, die du nicht ändern kannst, über die sollst du dich auch nicht ärgern. Wenn es so einfach wäre! Diese Wurschtigkeit lässt sich nur schwer aneignen, etliche Ratgeber versprechen es und werden zu Bestsellern. Marco Schwarz liest keinen einzigen davon. Nicht weil er kein Bücherwurm wäre, sondern weil er sie nicht braucht.

Der Skirennläufer aus Kärnten hat sich Ende Dezember das Kreuzband gerissen, just in einer Phase, in der er erstmals die Weltcupwertung anführte. Ein paar Tage später liegt er im Krankenbett, das Knie bereits wieder zusammengeflickt, da zuckt Schwarz nur mit den Schultern. "Jo", sagt er. "Schaß. Oba hülft ned. Annehmen. Geht scho wieder dahin."

Diese Akzeptanz zeichnet Schwarz aus. "Das ist eine Gabe", sagt sein Trainer Marko Pfeifer, er bezeichnet Schwarz als einen geerdeten Menschen mit hoher Frustrationsgrenze. Was steckt dahinter, wenn ein Athlet sich verletzt und mindestens ein halbes Jahr weg vom Fenster ist? Das beantwortet die neue Doku "ComeBLACK" – ihr Name spielt mit Schwarz' Spitznamen "Blacky". Den ersten Teil zeigt ORF 1 am Freitagabend um 20.15 Uhr.

Trailer zu "ComeBLACK – im Schatten des Triumphs"
ORF Presse

Ein Hauch von Thomas Muster

Die Reha ist eine Zeit, in der die größte Sorge einmal nicht der richtige Druck auf dem Innenski sein darf, sondern ein Legoset für Neunjährige, das Schwarz von seinen Teamkollegen geschenkt bekommt. Ein Comeback ist aber freilich kein Kindergeburtstag. "Reha ist eine Form von Leistungssport", sagt der behandelnde Arzt, Christian Fink, der neben Schwarz auch David Alaba und unzählige weitere Spitzensportler am Knie operierte.

"ComeBLACK" zeigt, was medizinisch überhaupt möglich ist, um einen Spitzensportler wie Schwarz und dessen zerfetztes Knie – gerissenes Kreuzband, gerissener Innenmeniskus und Knorpelschaden – schnellstens wieder funktionstüchtig zu bekommen. Man sieht: Schwarz hat wohl die besten Physiotherapeuten in den bestausgestatteten Praxen des Landes zur Verfügung, um wieder an die Spitze zu kommen.

Einmal sitzt Schwarz auf einem Fitnessgerät, lagert das lädierte rechte Bein hoch und quetscht aus dem linken alles heraus, so wie es seine Betreuer von ihm verlangen. Das erinnert stark an Thomas Muster, der einst mit eingegipstem Bein auf dem Tenniscourt sitzend eine Vorhand nach der anderen schlug.

Der ÖSV steckt viele Hoffnungen in Schwarz – zu Recht. Binnen kurzer Zeit hatte sich der 28-Jährige zu einem Allrounder im Ski-Weltcup gemausert. Auch deshalb veranlasste der Skiverband gemeinsam mit Schwarz' Individualsponsor Uniqa, den ÖSV-Profi bei seiner Reha von Kameras begleiten zu lassen. Regie führten Max Foidl, früher bei Servus TV, und Michael Kögler vom ORF. Sie sollen einfangen, wie es in einer ÖSV-Aussendung heißt, "warum Blacky ist, was er ist: Österreichs größter Hoffnungsträger für die Heim-WM 2025 in Saalbach".

Bei der Physiotherapie werden von Schwarz Höchstleistungen erwartet – zumindest am gesunden Bein.
ORF; ORF/SKI AUSTRIA

"Glaubt er, dass wir Vollkoffer sind?"

Ein gutes TV-Format lebt von Konflikten, für den sorgt in "ComeBLACK" Marc Girardelli. Der fünffache Gesamtweltcupsieger ist bekannt dafür, sein Herz auf der Zunge zu tragen. Er kritisiert die Trainingssteuerung und die Rennplanung des ÖSV, die Verletzung sei quasi logisch und unvermeidbar gewesen, weil Schwarz so viele Trainings und Rennen bestreitet. Die Aussagen werden sowohl Schwarz als auch Trainer Pfeifer vorgespielt, was Letzteren zum schönen Satz hinreißen lässt: "Glaubt er, dass wir Vollkoffer sind?"

Die Reha bestritt Schwarz in der ersten Phase in Innsbruck. Weil Fußballstar Alaba aktuell ein ähnlich lädiertes Knie hat, trainierte er gemeinsam mit dem Skistar: Wiener Schmäh trifft auf Radentheiner Gelassenheit – sicher der stärkste Teil der Doku.

Die Konkurrenz rechnet damit, dass Schwarz eine Rückkehr auf sein altes Leistungsniveau gelingt. "Er ist ein Getriebener. Er kann sowieso nicht ruhig sitzen", sagt Teamkollege Manuel Feller. Vielleicht steht Schwarz schon Ende Oktober beim Weltcupauftakt in Sölden am Start. Dann geht's scho wieder dahin. (Lukas Zahrer, 1.3.2024)