Im letzten Jahr ihres Medizinstudiums meldete C. sich beim Wiener Gesundheitsverbund für eine Stelle zur neunmonatigen Basisausbildung an. Seitens des Wigev habe es da geheißen, es sei mit zwölf bis 15 Monaten Wartezeit zu rechnen.

C., deren voller Name dem STANDARD bekannt ist, erzählt, dass sie noch vor Jahresende nachgefragt habe, wie es nun um einen Basisausbildungsplatz beim Wigev stehe. Ihren Uni-Abschluss hatte sie da bereits. Seitens des Wigev habe es geheißen, dass sich die Wartezeit auf 18 Monate verlängert habe. Mitte Jänner habe sie erneut nachgefragt. Nun sei ihr keine Zeitangabe mehr gemacht worden. "Diese Ungewissheit zu haben ist sehr schwierig", sagt die Medizinerin.

Während des Medizinstudiums gibt es bereits das klinisch-praktische Jahr, nach dem Abschluss muss in Österreich eine neunmonatige Basisausbildung im Krankenhaus absolviert werden.
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Absolventinnen und Absolventen des Medizinstudiums müssen in Österreich neun Monate Basisausbildung an einem Spital durchlaufen, wo sie drei Abteilungen kennenlernen, bevor sie weiter die Ausbildung für Allgemeinmedizin oder in einem anderen Sonderfach beginnen können. In Nachbarländern ist das anders: Einige von C.s Studienfreunden seien in die Schweiz oder nach Deutschland gegangen, um gleich direkt eine Facharztausbildung zu starten, sagt C.

 Gleich zur Facharztausbildung im Ausland

Dieser Ausbildungsteil sorgt schon länger für Kritik: Der Rektor der Med-Uni Innsbruck, Wolfgang Fleischhacker, sagte dem STANDARD im Sommer, dass die neunmonatige "Basisausbildung" nach dem Studium für eine Verzögerung sorge, die man in Deutschland nicht habe. Das bringe Nachteile im Wettbewerb um die Mediziner. Zusätzlich zu den neun Monaten komme es in den Krankenhäusern mitunter zu Wartezeiten, bis die Ausbildung absolviert werden kann.

An der Med-Uni Wien absolvierten 617 Personen im Studienjahr 2021/22 Humanmedizin. Der Wigev hatte vergangenes Jahr genau 184 Basisausbildungsplätze, weitere Details waren dort zu dem Thema am Dienstag nicht zu erfahren. Es gibt solche Plätze auch bei anderen Krankenhausträgern und in anderen Bundesländern, trotzdem erscheint diese Zahl gering.

"Flaschenhals" und "Nadelöhr"

Wie viele Basisausbildungsplätze in ganz Österreich existieren, ist schwer zu eruieren. Von Medizin-Unis ist jedenfalls zu hören, dass es zu wenige seien. Uni-Rektor Fleischhackers Vize Peter Loidl bezeichnete die Basisausbildung denn auch in der Tiroler Tageszeitung als "Flaschenhals" im System.

An der Wiener Med-Uni ist man auch wenig begeistert von dem "Nadelöhr", wie Rektor Markus Müller es nennt (so wie auch Thomas Müller, Direktor der Innsbrucker Kinderklinik I, hier sagte). Die Inhalte seien ähnlich wie im klinisch-praktischen Jahr, und Jungärzte würden vielfach unter ihrer Qualifikation eingesetzt. Daher plädiert Müller dafür, die Basisausbildung zu streichen.

Auch die Ärztekammer will darüber diskutieren. Die Bundeskurie angestellter Ärzte fordert die Spitalsträger laut Kurienobmann Harald Mayer seit langem auf, "dass sie sich bemühen sollten, nach dem Medizinstudium so viele Absolventen wie möglich aufzunehmen".

Abgewanderte Freunde

Nicht alle Medizinabsolventinnen und -absolventen schlagen den österreichischen Weg ein: Auch S., der sich im Sommer 2023 beim Wigev für die Basisausbildung angemeldet hatte, kennt Freunde, die in Nachbarländer gegangen sind.

S. selbst hat sich, weil er immer wieder auf einen späteren Antritt vertröstet worden sei, dann bei sämtlichen Krankenhausträgern registriert und vor wenigen Tagen eine Zusage eines privaten Trägers für einen Platz ab Februar erhalten.

"Die Wartelisten sind ewig lang, und dann bekommt man nur sehr kurzfristig Bescheid", sagt S. Das sei frustrierend. Später folge ja noch die Facharztausbildung. Auch darauf werde er wohl warten müssen. (Gudrun Springer, 24.1.2024)