Manchen kann der Bogen, der um Weihnachtsmärkte zu machen ist, gar nicht groß genug sein. Denn wer in diesen Tagen völlig harmlos und ganz ohne Trinkabsicht einen Weg von A nach B durch die Wiener Innenstadt zurücklegen will, stolpert womöglich über Schlagersalven aus scheppernden Lautsprechern, verfängt sich garantiert in Duftwolken von Gammelpunschmischungen oder rennt gegen eine Wand aus Touristen, die extra für den Zauber von weither angeflogen kamen.

Ein Linienschiff passiert die 16 Meter hohe Advent-Laterne im Wolfgangsee
Ein Linienschiff passiert die 16 Meter hohe Adventlaterne auf dem Wolfgangsee.
Salzburg AG Tourismus

Dann findet man endlich raus aus der Stadt und wundert sich, dass Advent eh auch "ankommen" bedeuten kann. In der Stille. Und das ausgerechnet an einem supertouristischen Salzkammerguthotspot namens Wolfgangsee.

Der Adventmarkt in Strobl ist nunmehr seit 20 Jahren eine angenehme Ausnahmeerscheinung in der Vorweihnachtszeit. Das Krippendorf, das dort am Seeufer bis zum 23. Dezember steht, speist sich etwa aus fast schon archaischen Bastelarbeiten von Volksschulkindern aus dem Ort, die Figuren aus Holz, Moos und Wurzelwerk fertigen. Die kann man beim gemütlichen Flanieren über einen Klangteppich aus ebenso reduzierter Instrumentalmusik begutachten und sich zwischendurch immer wieder an brennenden Baumstämmen – vulgo Schwedenfeuer – wärmen. Punsch, Glühwein und Maroni gibt es obendrein, aber kaum systemgastronomische Experimente oder flüssige Körperverletzung.

Strobl am Wolfgangsee mit Adventmarkt
Der Adventmarkt in Strobl verdient das Prädikat "beschaulich".
Advent Strobl / Mirja Geh

Ein bisserl mehr los ist in St. Gilgen und St. Wolfgang. Doch während sich anderswo der Witz, von einem Adventmarkt zum nächsten zu tingeln, in Grenzen hält, gibt es am Wolfgangsee einen guten Grund dafür: die Linienschiffe, die hier im Winter verkehren und die drei Orte miteinander verbinden. In der oft eisigen nächtlichen Kulisse verfehlen die spärlichen Lichter am Ufer vom dunklen Wasser aus selbst bei überzeugten Antiromantikern selten ihre Wirkung. Als adventliches Leuchtturmprojekt tritt dabei eine 16 Meter hohe schwimmende Laterne mitten im See in Erscheinung, die in der Region als weithin sichtbares "Friedenslicht" bekannt ist.

Aber bis es dunkel ist? Bietet sich eine Fahrt mit der Schafbergbahn an oder, wer auf eigene Faust hoch hinaus will, eine Winterwanderung auf der nahen Postalm. (saum, 4.12.2023)