Die Universität Wien liegt im aktuellen internationalen Universitätsranking von
Die Universität Wien belegt im aktuellen internationalen Ranking von "Times Higher Education" Platz 119 und ist damit Österreichs einzige Universität in den Top 200.

Wien – Oliver Vitouch, seit 1. Oktober wieder Vorsitzender der Universitätenkonferenz (Uniko), fordert von der Politik nachhaltige Budgets für die Unis, "damit man nicht wieder alle drei Jahre um sein Leiberl rennen muss für die Grundfinanzierung". An der Erstellung der Budgets auf drei Jahre will er zwecks Planungssicherheit zwar festhalten, in Zeiten hoher Inflation müsse aber gesichert sein, dass eine unerwartet hohe Teuerung den Unis abgegolten wird, sagte Vitouch der APA.

Oliver Vitouch ist seit 2012 Rektor der Universität Klagenfurt und seit 2016 gewählter Vizepräsident der Universitätenkonferenz. Derzeit übernimmt er interiministisch die Leitung.
Oliver Vitouch ist seit 2012 Rektor der Universität Klagenfurt und seit 2016 gewählter Vizepräsident der Universitätenkonferenz. Derzeit übernimmt er interiministisch die Leitung.

Für die nächste Leistungsvereinbarungsperiode für die Jahre 2025 bis 2027 werde es wegen der hohen Inflation exklusive der Ärztegehälter an den Unikliniken mindestens 16 Milliarden Euro brauchen, um den Status Quo aufrechtzuerhalten. Wolle die Regierung an Zielen wie besseren Betreuungsverhältnissen oder mehr Spitzenplatzierungen in internationalen Uni-Rankings festhalten, bräuchte es 20 Milliarden für die drei Jahre, so Vitouch mit Verweis auf die deutlich bessere finanzielle Ausstattung von Unis in vergleichbaren Ländern.

Vitouch: Nobelpreis zeigt Potenzial österreichischer Unis

Es sei klar, dass in Zeiten mit klammem Bundeshaushalt "die Bäume nicht in den Himmel wachsen, man sollte aber nicht auf Zukunftsinvestitionen vergessen", mahnte Vitouch, der nach dem Abgang von TU-Wien-Rektorin Sabine Seidler mit 1. Oktober erneut vom Vize- zum Präsidenten der Uniko aufgestiegen ist. Mit dem zweiten Physik-Nobelpreis in zwei Jahren und einer Rekordzahl an hochdotierten Starting Grants des Europäischen Forschungsrats (ERC) hätten die Unis gerade wieder gezeigt, welches Potenzial in ihnen stecke, so Vitouch. Um dieses Potenzial zu fördern und noch mehr gute internationale Leute anzuziehen, brauche es aber langfristige Investitionen.

Der österreichisch-ungarische Wissenschaftler Ferenc Krausz erhielt den diesjährigen Physik-Nobelpreisträgerfreut zusammen mit zwei weiteren Forschenden. Im Jahr 2022 wurde der Physiker Anton Zeilinger von der Universität Wien mit dem renommierten Preis ausgezeichnet.
Der österreichisch-ungarische Wissenschafter Ferenc Krausz erhält den diesjährigen Physik-Nobelpreis zusammen mit zwei weiteren Forschenden. Im Jahr 2022 wurde der Physiker Anton Zeilinger von der Universität Wien ausgezeichnet.
APA/dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Die Rolle der Unis sollte aber auch bei den Schlüsselarbeitskräften nicht unterschätzt werden, betonte der Rektor. Mittlerweile würden nicht nur in den Mint-Fächern (Mathe, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) händeringend Fachkräfte gesucht, auch in anderen akademischen Berufen gebe es Nachwuchssorgen, etwa bei Lehrerinnen, Ärzten oder Richterinnen. Wenn die Republik auch in den nächsten zehn bis 20 Jahren genug Schlüsselarbeitskräfte haben wolle, müsse man diese auch unter guten Bedingungen ausbilden. "Sonst werden wir Dinge wie Spitzenmedizin, einen soliden Rechtsstaat oder gute öffentliche Schulen auf Dauer nicht gewährleisten können."

Zusätzlich hob Vitouch budgetäre Argumente für eine bessere Ausstattung der Unis hervor. So habe die Wertschöpfungsstudie des Wirtschaftsforschungsinstituts aus dem Vorjahr gezeigt, dass sich ein in die Unis investierter Steuereuro in drei bis fünf Jahren durch höhere Steuereinnahmen und Wertschöpfungseffekte verdreifache.

Niederlande als Vorbild

Von Wissenschaftsminister Martin Polaschek (ÖVP) würde er sich wünschen, zumindest eine Debatte über eine nachhaltige Finanzierung der Unis anzustoßen. Als Vorbild könnten die Niederlande dienen, in denen alle öffentlichen Unis bei den internationalen Rankings in den Top 200 landen. Verbesserungsbedarf sieht Vitouch etwa bei der Struktur der heimischen Hochschullandschaft mit ihren 77 Hochschulen. "Es gibt eine sehr große Zahl an Institutionen, aber meines Erachtens keinen klaren Plan, wohin die Reise geht."

Erneute Kandidatur offen

Ob Vitouch Mitte Dezember regulär für das Amt des Uniko-Präsidenten kandidiert, lässt er noch offen. Eigentlich zum Vizepräsidenten gewählt, ist er aktuell bereits zum dritten Mal nach Freiwerden des Chefsessels eingesprungen. Er habe das Amt nie angestrebt, so der Rektor der Uni Klagenfurt mit Verweis auf den langen Weg nach Wien, der das Wahrnehmen kurzfristiger Termine schwierig gestalte. Allerdings sei die Uniko in einer Situation des Übergangs, ist doch die Hälfte der aktuellen Rektoren erst frisch im Amt. Ob er sich für die Jahre 2024 und 2025 zur Wahl stellen wird, werde letztlich davon abhängen, ob die anderen Rektorinnen und Rektoren ihn "mit gutem Zureden und sanftem Druck" von einer Kandidatur überzeugen können oder nicht. (APA, 5.10.2023)