Für rund 280.000 Studierende beginnt am Montag an den 23 öffentlichen Unis das Wintersemester.
Getty Images

525 Millionen Euro wollen die Universitäten für 2024 zusätzlich, um die hohe Inflation zu stemmen. Allerdings müssen auch andere Themen auf die hochschulpolitische Agenda. Eine kleine Führung durch das Gebiet in 26 Buchstaben von A bis Z.

Akkreditierung: Die Wiener Sigmund-Freud-Privatuni und die Kremser Danube Private University zittern um die staatliche Anerkennung ihrer Medizin-Masterstudien. Nach Beschwerden gegen negative Entscheidungen der Akkreditierungsbehörde laufen die Verfahren noch.

Budget: Im Oktober entscheidet die Regierung, wie viel Geld sie den Unis 2024 als Inflationsausgleich zuschießt, und dann auch noch, wie viel Gesamtbudget sie den Unis für die Periode von 2025 bis 2027 gibt. Es mehren sich die Signale, dass die Verhandlungen für die Unis bittere Zahlen ergeben.

ChatGPT: Da künstliche Intelligenz (KI) auch manche Seminararbeit erledigen kann, wird an den Unis überlegt, wie sich der Umgang mit den hilfreichen Programmen sinnvoll regeln lässt. Eine einheitliche Leitlinie fehlt, Verbote sind aber nicht geplant. Naheliegend wäre ein Revival mündlicher Prüfungen, zudem werden sich Lehrende kreativere Aufgaben überlegen müssen, um der Schummelei mit KI vorzubeugen.

Doktorat: Die Fachhochschulen fordern, dass nicht nur an Unis, sondern auch bei ihnen promoviert werden darf. Als Fürsprecher konnten die FHs zuletzt die Landeshauptleute gewinnen, die Regierung ist allerdings skeptisch, die Unis sind dagegen.

Exekutive: Mit dem Begriff bezeichnet die Bundesvertretung der Österreichischen HochschülerInnenschaft (ÖH) quasi die regierende Koalition. Seit dem Sommer besteht sie aus den drei linken Gruppen VSStÖ, Gras und KSV-Lili – also sozialistischen, grünen und kommunistischen Studierenden.

Frauenanteil: Unter den Studierenden stellen Frauen mit 56 Prozent die Mehrheit. Umso höher die akademischen Positionen sind, desto geringer fällt jedoch der weibliche Anteil aus, bei den Professuren beträgt er nicht einmal ein Drittel. Das Thema Gleichstellung bleibt aktuell, das Bekenntnis dazu betonen Unis jedenfalls gern.

Gebühren von 363 Euro pro Semester müssen jene zahlen, die mehr als zwei Semester über der vorgegebenen Studienzeit sind. Der Betrag ist seit über einem Jahrzehnt unverändert, die reale Belastung nahm daher im Lauf der Zeit stark ab. Die im Regierungsprogramm angekündigte Inflationsanpassung, die Anfang 2020 für studentischen Unmut sorgte, kam bisher nicht.

Humanmedizin ist ein begehrtes Studium, pro Studienplatz gab es an den öffentlichen Med-Unis zuletzt acht Bewerbungen für den Aufnahmetest. Die heftige sommerliche Diskussion über eine Aufstockung angesichts des vermeintlichen Ärztemangels hat noch keine Änderungen erwirkt.

Institute of Digital Sciences Austria, so heißt die 2020 von der ÖVP angekündigte neue technische Uni in Linz. Nach dem chaotischen Gründungsprozess und Fehden rund um die Bestellung der Leiterin startet das IDSA jetzt mit einem kleinen Programm und noch wenig Studierenden. Kooperiert wird mit der Ars Electronica.

Jubiläen dienen den Unis auch zur Aufarbeitung ihrer Vergangenheit, die mitunter von antisemitischer und sexistischer Diskriminierung geprägt war. Die WU Wien hat anlässlich ihres 125er-Jubiläums das Ehrendoktorat eines NS-Funktionärs widerrufen. Eine Open-Air-Ausstellung zur WU-Geschichte ist bis 26. Oktober frei zugänglich.

Kettenverträge sind für den Großteil des wissenschaftlichen Personals Realität. Türkis-Grün wollte mit einer 2021 beschlossenen Novelle stabilere Uni-Karrieren ermöglichen. Davon ist noch wenig zu sehen. Ministerium, Rektorate und Betroffene ringen mit den verworrenen Vorgaben.

Lehrerausbildung: Die Koalition ist im Zwist, ob das Lehramtsstudium für die Sekundarstufe – also mittlere und höhere Schulen – von derzeit sechs auf fünf Jahre bis zum Masterabschluss reduziert werden soll. Minister Martin Polaschek (ÖVP) ist dafür, die Grünen sind dagegen. Die Reform könnte platzen, Verhandlungen ziehen sich.

Mindeststudienleistung: 16 ECTS-Punkte müssen Studierende insgesamt in den ersten zwei Studienjahren erbringen, sonst werden sie vom betreffenden Studium ausgeschlossen. Da die Regelung seit einem Jahr in Kraft ist, wird diese Sanktion Ende kommenden Jahres erstmals schlagend.

Namenswechsel: Die Fachhochschulen wollen künftig nicht mehr so heißen, sie bevorzugen "Hochschulen für Angewandte Wissenschaften" – angelehnt an das englische "University of Applied Sciences". Das Ministerium stellt eine baldige Gesetzesänderung in Aussicht.

Öffnungszeiten: An den Unis Klagenfurt und Linz gibt es Bibliotheken, die 24/7 für Lesende und Schreibende offen haben. In der Studierendenmetropole Wien fehlen solche Angebote, die Hochschulen rechtfertigen das mit baulichen und finanziellen Rahmenbedingungen. Die Uni Wien will über eine längere Öffnung immerhin nachdenken.

Plagiat: Obwohl es technisch möglich wäre, lassen immer noch nicht alle Unis studentische Arbeiten automatisch durch eine Software überprüfen, die Textübereinstimmungen anzeigt. "Unbegreiflich" nennt das der Plagiatsexperte Stefan Weber in seinem neuen Buch.

Quereinstieg: Wegen des Lehrermangels forciert die Regierung das Modell, bei dem man mit facheinschlägigem Studium und nach einer Zertifizierung in die Schule wechseln kann. Das Modell boomt, in der Lehrerschaft gibt es aber auch Kritik an den als niedrig empfundenen Anforderungen für Quereinsteiger.

Rektorat: Mit dem startenden Studienjahr treten sechs neue Rektorinnen und Rektoren öffentlicher Unis ihr Amt an: Kepler-Uni Linz, WU Wien, TU Wien, TU Graz, Angewandte und Montanuni Leoben steuern mit frischer Spitze durch die kommenden vier Jahre.

Salzburg: An der dortigen Paris-Lodron-Uni sollte ebenfalls die neue Amtszeit eines Rektors beginnen, doch der Auswahlprozess versank in internen Streitereien des Senats. Nun steht man ohne Rektor da, das Ministerium muss über eine Aufsichtsbeschwerde entscheiden.

Titel: Ab jetzt müssen berufsbegleitende Hochschullehrgänge, die mit einem Bachelor oder Master abschließen, den neuen Zusatz "Continuing Education" oder "Professional" anführen. Abgekürzt sieht etwa ein Weiterbildungsmaster hinter dem Namen dann so aus: MA(CE). Die Auswirkungen der Reform auf die Nachfrage werden sich nun bald zeigen.

Ukrainische Studierende gibt es in Österreich rund 3000. In Reaktion auf den russischen Angriffskrieg verlangt Österreich von ihnen keine Studiengebühren, andere Studierende aus Drittstaaten müssen 727 Euro pro Semester zahlen.

Valorisierung: Ab diesem Herbst wird die Studienbeihilfe jährlich automatisch mit der Inflation erhöht, die Regierung erfüllt damit eine ewige ÖH-Forderung.

Wahlsystem: Bei der ÖH-Wahl im Mai verzögerte sich die Bekanntgabe des Ergebnisses um mehrere Tage – das neue IT-System einer externen Firma machte massive Probleme. Mittlerweile sollen die Systemfehler behoben worden sein, man sei für die kommende Wahl technisch gerüstet.

X– dieser Buchstabe steht an der Uni Wien im Prüfungszeugnis, wenn man sich eine Leistung erschleichen wollte, aber beim Schummeln erwischt wurde. Einige rechtliche Regelungen rund um die Ahndung wissenschaftlichen Fehlverhaltens will das Bildungsministerium laut APA im neuen Studienjahr novellieren.

Yale hat es vergangene Woche beim Ranking von Times Higher Education unter die Top Ten der Unis weltweit geschafft. Österreich will bis 2030 zwei Unis immerhin unter die Top 100 bringen, kommt dem Ziel aber nicht näher: Es sind nach wie vor null.

Zimmerpreise in Studierendenwohnheimen sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Unter 400 Euro monatlich bekommt man kaum etwas. Der ÖH schwebt eine Wiedereinführung der 2011 abgeschafften staatlichen Heimförderung vor. (Theo Anders, 2.10.2023)