Medizin Aufnahmetest
Anfang Juli werden sich auch dieses Jahr wieder tausende junge Menschen an dem Aufnahmetest für das Medizinstudium in Wien versuchen.
APA/EVA MANHART

Innsbruck – Bundeskanzler Karl Nehammer hat den Vorstoß von Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (beide ÖVP), gegen "Numerus-Clausus-Flüchtlinge" aus Deutschland beim Medizinstudium in Österreich vorzugehen, als möglichen "weiteren Baustein" bezeichnet. Er verwies in dieser Frage auf Wissenschaftsminister Martin Polaschek (ÖVP), der diese Sache prüfe, sagte Nehammer bei einem Pressetermin in der Innsbrucker Klinik.

Insgesamt sprach er sich aber hinsichtlich der Verbesserung der medizinischen Versorgung für eine "Paketlösung" aus. In den vergangenen 15 Jahren sei "einiges verschlafen" worden. Nun gelte es, mehr Ärztinnen und Ärzte "in den Beruf zu bringen" und dafür zu sorgen, dass jene, die ihr Studium in Österreich abschließen, auch hier arbeiten.

Tätigkeitspflicht von Nehammer angedacht

Zuletzt hatte der Kanzler für Absolventinnen und Absolventen eine Tätigkeitspflicht in Österreich vorgeschlagen. Mikl-Leitner hatte am Dienstag erklärt, dass sich der Ärztinnen- und Ärztemangel verschärfe, weil Studienplätze "blockiert" würden. Der Europarechtler Walter Obwexer wartete an ihrer Seite mit einem Gutachten auf, in dem das Vorgehen gegen die deutschen Studierenden als europarechtlich machbar eingeschätzt worden war. Solange es einen Medizinermangel gebe, dürfe Österreich die gleichen Zulassungsvoraussetzungen wie im jeweiligen Heimatland verlangen, meinte Obwexer.

Nehammer kündigte nach einem Besuch in der Innsbrucker Kinderklinik an, die Gesundheitsreform "Stück für Stück" vorantreiben zu wollen. Er wolle zudem die Anerkennungsverfahren der Ausbildungen von Pflegekräften aus dem Ausland deutlich beschleunigen. Dies sei "mehr als notwendig", hielt er fest. Der Kanzler rührte außerdem einmal mehr die Werbetrommel für die Primärversorgungseinheiten (PEV), die für Ärztinnen und Ärzte – vor allem auch im ländlichen Bereich – ein "interessantes Angebot" seien.

Zu wenige Kinderärztinnen

Der Rektor der Medizinischen Universität Innsbruck, Wolfgang Fleischhacker, bewertete die Primärversorgungszentren als "zweifellos wichtiges Instrument". Entscheidend sei aber, dass die Medizinerinnen und Mediziner nach der Uni die richtigen Stellen finden. "Wir haben eine ausreichende Zahl an Studierenden. Die Frage ist aber: Wo bleiben sie?", führte Fleischhacker ins Treffen.

Dem schloss sich auch Thomas Müller, Direktor der Innsbrucker Kinderklinik, an. "Wir haben genügend Studierende", stellte er fest. "Aber wir müssen sie in die Ausbildung bringen, die sie möchten und die wir brauchen." In gewissen Fächern wie der Kinder- und Jugendheilkunde, Dermatologie oder Augenheilkunde habe man schlicht zu wenig Fachärzte. "Wir hätten die Kinderärzte für eine eigene Kinder-Primärversorgungseinheit einfach nicht", berichtete er. (APA, 22.6.2023)