Wien - Freude beim hoch qualifizierten Forschernachwuchs: Am Freitag schüttete die Österreichische Akademie der Wissenschaften wieder ihr Füllhorn aus. 15 HabilitandInnen wurden mit APART-Stipendien und 28 DoktorandInnen mit DOC-Stipendien ausgezeichnet. APART bedeutet dreimal 620.000 S pro Jahr, DOC dreimal 300.000 S. Viele der StipendiatInnen nutzen die gewonnene materielle Sicherheit zu einem Forschungsaufenthalt im Ausland. Gut 150 WissenschafterInnen hatten sich beworben - die Evaluierer konnten aus dem Vollen schöpfen. Zur Illustration ein paar Siegerprojekte aus dem APART-Programm:
  • Mikrobiologin Alexandra Lusser ist der Inaktivierung von Genen auf der Spur, einem Mechanismus, der für die zellulären Prozesse genauso wichtig ist wie die Genaktivierung. Ist er gestört, kommt es häufig zu Krebs. Lusser untersucht speziell die Rolle der Chromatinstruktur. Dazu soll ein neuer Repressorkomplex (TRAC) aus Proteinextrakten der Fruchtfliege identifiziert werden, der die Transkription von chromatin-verpackten Promotoren hemmt, jene von nackter DNA aber nicht.

    Theorien des Vergnügens

  • Philosophin Gerda Moser widmet sich modernen und postmodernen "Theorien des Vergnügens" aus Ästhetik, Philosophie und Kulturtheorie. Ihr geht es um die unterschiedliche Definition des Begriffs bei einer ganzen Reihe von TheoretikerInnen und um die angeschlossenen Werthaltungen. Unter Herausarbeitung des Konstruktcharakters von Kultur will sie Strukturen und Strukturveränderungen analysieren.
  • Barbara Thaler-Knoflach beschäftigt sich mit der Taxonomie, Verbreitung und dem Verhalten von Kugelspinnen. In Europa und rund ums Mittelmeer gibt es knapp 300 beschriebene Arten, aber bei 100 von ihnen kennt man nur ein Geschlecht, und 60 sind nur ungenügend charakterisiert.
  • Mikrobiologe Martin Hetzer beackert weitgehendes Neuland: die Zellkernbildung nach der Zellteilung. Im Zellkerninneren sitzen auf den Chromosomen die Gene, vom Rest der Zelle sind sie durch eine Membranhülle getrennt. Während der Teilung wird diese Hülle aufgelöst und muss sich daher in den Tochterzellen neu bilden. Fehlerhafte Neubildung kann zu Krankheiten führen. Hetzer will daher herausfinden, welche Genprodukte diesen Prozess steuern.

    Forschungshürde Manpower

  • Theologe Clemens Leonhard wiederum beschäftigt sich mit den Ursprüngen des jüdischen Pesach und christlichen Osterfestes (Pascha), ihrer Entwicklung und gegenseitigen Beeinflussung in den ersten Jahrhunderten nach der Zerstörung des Jerusalemer Tempels (70 n. Chr.). Wichtig ist ihm herauszufinden, inwieweit die Liturgie in ihrer Zeit an der Gestaltung der (späteren) christlichen und jüdischen Identität teilhatte.
Die Festrede vor den Grundlagenforschern hielt ein Exponent der angewandten Forschung, Knut Consemüller, Vorsitzender des neuen Forschungsrates. Er machte anhand von Daten und Fakten noch einmal deutlich, warum und wie Rat und Regierung bis zum Jahr 2005 einen großen Forschungssprung nach vorn schaffen wollen (DER STANDARD berichtete). "Das größte Problem dabei ist nicht das Geld", sagte Consemüller, sondern die Manpower. Daher müssen wir, wie heute, die Begabten fördern, fördern, fördern." (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 21./22. 4. 2001)