Er ist der Doyen unter den österreichischen Kunstvereinen, und seine Kollegen können ihm weder altersmäßig noch programmatisch das Wasser reichen. Heuer feiert der Salzburger Kunstverein seinen 157. Geburtstag (gegründet hat ihn, wie fast alles in Salzburg, ein Erzbischof).

Aber erst seit neun Jahren verantwortet eine hauptberufliche Direktorin - derzeit Hildegund Amanshauser - das Programm des vereinseigenen Künstlerhauses. Dieses Programm stößt an der "Ostküste" oft auf größere Resonanz als beim "Salzburger Herz" - beispielsweise kürte Ralph Rugoff in der Dezember-Ausgabe von Artforum die letztjährige Theoriereihe "100 Tage keine Ausstellung" zur (notabene weltweit) "besten Ausstellung des Jahres 2000".

Aber auch das Wiener Herz, sprich das Bundeskanzleramt, denkt anders. Es kürt nicht, es kürzt. 1,3 statt der bisher üblichen 1,5 Millionen Schilling flossen letztes Jahr vom Ballhausplatz Richtung Hellbrunner Straße. Heuer ist auch dort einiges anders: Das Amt des Präsidenten, seit Alters von einem Honoratioren der Stadt ausgefüllt, wird jetzt erstmals von einer Künstlerin, Ulrike Lienbacher, wahrgenommen (die Vereinsmeierei nicht unbedingt nötig hat, spielt sie doch sehr profiliert in der Nationalliga mit, zuletzt in der Kunsthallen-Schau Lebt und arbeitet in Wien).

Lienbacher plant noch dazu, sich in ihrer Funktion mit ihren Künstlerkollegen im Rotationsprinzip abzuwechseln; eine Idee, der die 629 Mitglieder mehrheitlich aber noch nicht viel abgewinnen können. Außerdem wird der seit zehn Jahren geplante Umbau jetzt endlich in die Tat umgesetzt. Das Ziel: das altehrwürdige, vor 30 Jahren etwas kleinkariert modernisierte Gebäude großzügiger zu neomodernisieren und zu öffnen. Mit Ankündigungsstele, breiter Freitreppe, verbessertem Ausstellungssaal und einer Salzachterrasse für das Café.

Kostenpunkt: 10,5 Millionen Schilling. Mitte Mai soll nach der Planung des Salzburger Architekturbüros HALLE 1 alles fertig sein. Dann wird das architektonische Erscheinungsbild nicht mehr den Ausstellungen hinterherhinken, die heuer unter dem Motto "Kollaborationen" stehen und mit Koproduktionen von Künstlern (Kai Kuss und Octavian Trauttmansdorff; Meike Schmidt-Gleim, Marius Babias und Silke Wagner; Peter Doig, Anna Meyer und Lisa Milroy) sowie mit Institutionen (der Sommerakademie, der Fachhochschule Neue Medien und dem MAK für die Ausstellung von Liam Gillick) aufwartet.

Es ist zu hoffen, dass das neue Outfit dem allzu sehr nach Notlösung klingenden Thema zu etwas mehr Besucherresonanz verhilft. ( Anselm Wagner , DER STANDARD Printausgabe vom 23.3.2001)