Erich Lessing, 1998 mit dem österreichischen Staatspreis für Fotografie ausgezeichnet, gehört weltweit wohl zu den bedeutendsten Fotografen. Er wurde 1923 in Wien geboren und wanderte 1939 nach Palästina aus, wo er unter anderem als Karpfenzüchter in einem Kibbuz arbeitete. Zurück in Österreich wurde Lessing Fotoreporter bei der amerikanischen Nachrichtenagentur Associated Press und arbeitete später für alle bedeutenden Magazine wie Life, Paris Match etc. Seit 1951 ist Lessing Mitglied der Fotografen Kooperative Magnum mit Sitz in Paris und New York. Sowohl seine Reportagen der fünfziger Jahre über ein Europa, in dem eine neue Friedensordnung entstand, als auch seine erschütternden Bilder vom Ungarn-Aufstand 1956 gingen um die Welt. Ende der sechziger Jahren verließ Lessing das Gebiet der journalistischen Fotografie und begann die Fotografie mit seinen Ideen vom „Büchermachen“ zu verbinden. „I am not an illustrator, my own books are ideas that I myself had and transformed into a specific structure with pictures“, so Lessing. Immerhin sind bis heute über 40 Bücher entstanden. Im Gegensatz zu den Schwarz-Weiß-Bildern seiner Reportagen steht dabei die Farbfotografie im Mittelpunkt. Es entstanden Bildbände über Musiker, Bildende Künstler und Wissenschafter der Vergangenheit. Ein weiteres Thema ist und war die Kulturgeschichte eines Landes, einer Epoche. So erschienen unter anderen die Geschichte Frankreichs, Ephesos, Die griechischen Sagen oder die Schätze Ägyptens. Ähnlich diesen ist auch der vorliegende Bildband nicht enzyklopädisch angelegt, die Fotografien zeigen zunächst die Landschaft von Dan bis Beerscheba, in denen die Menschen des Alten Testamentes lebten, den Hauptteil des Buches bilden die historischen Stätten, die Schauplätze biblischer Erzählungen. Anstelle des Bildtextes über die Landschaft, der erst im Anhang des Buches zu finden ist, stellt Lessing Bibelstellen und beschreibt so die Geschichte Israels. Für dieses Buch mit seinen hervorragenden Bildern viel zu detailliert und zu wenig essayistisch sind die überlangen Kapitel zur Religion der Nachbarvölker sowie auch die Religionsgeschichte Israels selbst. Beides wohl nur etwas für wirkliche Spezialisten und Religionsliebhaber. Ein Reisebericht des Fotografen hätte mir besser gefallen, das Buch hätte ein breiteres Spektrum gehabt, hätte sich besser als Geschenk geeignet und dennoch wohltuend von manchen anderen Bildbänden abgehoben - und wer je den Fotografen vor dem Mikrophon erlebt hat weiß, wie gut Erich Lessing erzählen kann. Lesern dieser Seite sei noch das detaillierte Archiv Erich Lessings empfohlen, das bis hinauf zu den Bildern des 20 Jahrhunderts etwa 20.000 Fotos umfasst. Weitere Information dazu unter www.lessing-photo.com. ( Silvie Steiner )