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Rund jede fünfte CT in Österreich ist überflüssig.

Foto: APA/Klinkum Wels

"Bei der Ganzkörper-Computer-Tomografie handelt es sich um eine normale Computertomografie, also eine Untersuchung mit Röntgenstrahlen, bei der in einem Untersuchungsgang zumindest Brustkorb und Bauch beziehungsweise Becken untersucht werden", erklärt Radiologe Stefan Puig. Im Rahmen der Traumadiagnostik aber auch bei der Abklärung von onkologischen Patienten werde in der Regel noch Kopf (Gehirn- und Gesichtsschädel), sowie die Halswirbelsäule in die Untersuchung miteinbezogen. Insbesondere in der Traumadiagnostik könne es sinnvoll sein, auch noch Arme und Beine mit einzubeziehen.

 

Kein wissenschaftlicher Beweis für Sinnhaftigkeit

In der so genannten Vorsorgemedizin werden neben den herkömmlichen Protokollen zur Abklärung des Brust- und Bauchraums auch noch spezielle Untersuchungsprotokolle durchgeführt mit denen man angeblich bestimmte kardiovaskuläre Risikofaktoren abklären kann: "Aber dafür gibt es derzeit keine wissenschaftlichen Belege", weiß Puig. Auch für die Abklärung des Dickdarms, mittels virtueller Colonoskopie, bestehe derzeit kein sicherer wissenschaftlicher Beleg, dass durch eine breite Anwendung in der asymptomatischen Bevölkerung ein Vorteil bezüglich Morbidität oder Mortalität zu erwarten ist.

Ionisierende Strahlung

Puig erklärt die CT-Strahlung so: "Es handelt sich um ionisierende Strahlung, die dadurch entsteht, dass energiereiche Elektronen an einer Anode abgebremst werden, daher auch Bremsstrahlung genannt." Sie bleibe nur solange aufrecht, solange die Stromspannung aufrecht ist. Die Strahlung stoppt in dem Moment, in dem kein Strom mehr fließt. Da die Strahlung Materie durchdringt, wird sie in wissenschaftlichen Untersuchungen zur Wirkung oft mit radioaktiver Strahlung verglichen.

Im Spitzenfeld bei Geräten

In Österreich stehen laut "Österreichischem Strukturplan Gesundheit 2006" circa 240 CT-Geräte, davon der überwiegende Anteil in Krankenhäusern. Das heißt, etwa 29 bis 30 Geräte pro eine Million Einwohner. "Damit liegt Österreich weltweit im absoluten Spitzenfeld", so der Mediziner.

Ihm ist zwar keine Statistik bekannt, aus der exakt hervorgeht, wie viele und welche Untersuchungen, die ja in ihrer Strahlenbelastung stark differieren, insgesamt gemacht werden: "Das hat damit zu tun, dass es keine einheitliche Leistungserhebung gibt." Es gibt aber Schätzungen: Der Physiker Nowotny habe erst vor kurzem die Anzahl, der in Österreich durchgeführten CT-Untersuchungen jährlich auf 800.000 bis 930.000 geschätzt.

Orientierung für Mediziner

Eine Hilfe, die richtige Untersuchung für jeden Patienten zu finden, stellen evidenzbasierte klinische Guidelines dar: "Hier wird, auf Basis sehr strikter wissenschaftlicher Vorgaben, die bestehende Fachliteratur bezüglich gezielter klinischer Fragestellungen durchforstet und entsprechende Empfehlungen abgegeben", erklärt Puig. Nicht desto trotz blieben Ärzte dennoch gefordert, jeden einzelnen Fall zu überprüfen, denn es handle sich um Leitlinien und nicht um unumstößliche Gesetze. (mat, derStandard.at, 20.2.2008)