Die Freitagsmoschee Jama Masjid.

Foto: Knut Rakus

Indien empfängt Flugreisende spätestens unmittelbar beim Verlassen des Flugzeugs. Das erste Sinnesorgan das angesprochen wird, ist zumeist die Nase, denn Indien riecht. Das Odeur ist schwer zu beschreiben, aber typisch und unverwechselbar. Am Weg durch den Flughafen kommen nach und nach weitere, typisch indische Eigenheiten zum Vorschein. Ventilatoren, die sich träge drehen und die stehende Luft kaum tangieren, „officials“ – Staatsdiener, Ordnungsorgane im weitesten Sinne, die – kaum sichtbar – einer mehr oder weniger sinnvollen Tätigkeit nachgehen, Menschen, die einfach herumzustehen scheinen, ohne auf etwas Bestimmtes zu warten, die Architektur von staatlichen oder halbstaatlichen Gebäuden, die von Jahren der Importsubstitution geprägt ist und von denen der Verputz langsam abbröckelt.

Indien schläft nie

Wie die meisten Flüge aus Europa, erreicht auch unser Flug Delhi in den frühen Morgenstunden, die sich nur unwesentlich von anderen Tageszeiten unterscheiden. Man sieht in indischen Städten zwar oftmals Menschen am Wegrand schlafen, doch wirklich ruhig ist Indien niemals. Vom ersten Atemzug an bin ich bin froh, wieder da zu sein. Froh, wieder einzutauchen in diesen Kosmos der Vielfältigkeit – einzutauchen in eines der unbeschreiblichsten Länder der Welt. Es heißt, nach einem Tag in Indien könne man problemlos einen umfangreichen Artikel in einer Zeitung verfassen, nach einer Woche gar ein ganzes Buch. Doch nach einem Monat in Indien sei es nahezu unmöglich, die Fülle der Eindrücke in Worte zu fassen. Wer nach einer Woche nicht wieder abgereist ist, der bleibt und kommt immer wieder. Wie stand es doch einst in einem Gemeinschaftsbadezimmer eines heruntergekommenen Guesthouses in Mumbai: „India – love it or leave it“.

Ankommen

Die ersten Tage in Delhi vergehen wie im Flug. Wir quartieren uns in New Delhi ein, dem Stadtteil der Metropole, der von den Architekten Lutyens und Baker für Georg V. entworfen wurde. Hier prägen breite Straßen, Kreisverkehre und Parks das Stadtbild. Außerdem fehlen die heiligen Kühe, denen durch Gitter der Zutritt verwehrt bleibt. Zur Akklimatisierung besuchen wir Freunde und Orte wie das sagenhafte Turtle Café am Khan Market, einer Mischung aus Buchgeschäft und Café in dem es leicht fällt, viele Stunden zu verbringen. Viel Zeit verbringen wir auch in der Jama Masjid, der Freitagsmoschee.

Vom Minarett aus hat man einen wunderschönen Blick auf die Stadt.
Foto: Knut Rakus

Masjid ist eines der Worte, die uns auf der ganzen Reise begleiten werden – über den Himalaya bis hinunter nach Indonesien werden wir immer wieder islamische Gotteshäuser besuchen. Die Jama Masjid ist die größte Moschee dieses multikulturellen Landes, das mit mehr als 130 Millionen Muslimen die drittgrößte muslimische Glaubensgemeinschaft (nach Indonesien und Pakistan) beherbergt. Der Ausblick vom Minarett über Alt-Delhi ist sagenhaft. Viele Stunden verbringen wir im Anschluss in den umliegenden Gassen, in denen sich Handwerker und Händler niedergelassen haben.

Foto: Knut Rakus

Das bunte Treiben vermittelt dem Besucher einen sehr guten Einblick in den Kosmos der Mikro-Unternehmer, ohne die die indische Wirtschaft unmöglich funktionieren würde.

Foto: Knut Rakus

Einen Tag verbringen wir zudem in einem Mutter Theresa Kinderheim, wo sich die Kinder über unseren unerwarteten Besuch freuen. Auf der ganzen Reise werden wir immer wieder Einrichtungen wie diese besuchen. Menschen, die sich für eine freiwillige Mitarbeit in derartigen Einrichtungen interessieren, können sich gerne bei uns melden, wir werden versuchen, mit Rat und Tat zu helfen.

Ich kenne Delhi von früheren Aufenthalten und nachdem ich mir für die hier folgenden Berichte vorgenommen habe, nicht einen Überblick über touristische Highlights zu geben, werde ich nun auch keine weiteren ebensolchen beschreiben.

Bald schon geht’s weiter zum westlichsten Punkt Indiens und unserer Überlandreise, worüber ich nächstes Mal erzählen werde. (Knut)