An ihnen scheiden sich die Nachtschwärmer: Türsteher entscheiden, wer "ins Bild passt" und wer wieder gehen muss.

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Immer mehr Clubs ersetzen eingefleischte Türsteher durch Selektoren von privaten Security-Firmen. Dass das Nachtleben dadurch härter wird, kann die Polizei nicht bestätigen.

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Wien - Als "Armutszeugnis für das Wiener Nachtleben" bezeichnet Partygeher S. die Vorfälle, die sich kürzlich vor der Clubbing-Location Volksgarten in der Wiener City abgespielt haben.

Drei tschechische Touristen seien "aus ungeklärten Gründen" von einer Gruppe Securities verprügelt, andere, die ihnen zu Hilfe kommen wollten, ebenfalls attackiert worden. "Ein Junge wurde getreten und mit dem Umbringen bedroht, wenn er Anzeige erstatten sollte", erzählt S., der ebenfalls eingreifen wollte und folglich im Spital behandelt werden musste. "Ich habe einen Tinnitus und bin total verängstigt", meint S.

Dass die von einer Security-Firma angemieteten Türsteher schon öfter in Rangeleien verwickelt waren, gesteht auch Volksgarten-Betreiber Michael Böhm ein - "es war aber nie so krass". Die Schlägerei vor seinem Lokal sei "verzerrt dargestellt" worden: Die involvierten Securities hätten zwar für ihn gearbeitet, seien aber an dem Abend privat in der Diskothek gewesen. "Die Sache hat uns Image und Besucher gekostet", so Böhm. Die Türsteher wurden umgehend nach dem Vorfall entlassen.

Dass es vermehrt zu Schlägereien vor dem Volksgarten oder dem nahe gelegenen Club Passage gibt, kann Kurt Bauer vom Stadtpolizeikommando Innere Stadt nicht bestätigen. Generell hätte sich in den vergangenen Jahren "gar nichts" geändert, was Einsätze wegen Türstehern angeht.

"Die Zeiten haben sich geändert. Vielleicht ist auch das Nachtleben härter geworden", erklärt sich Türsteher-Legende Conny de Beauclair die Zunahme von angemieteten Security-Personal. Seit das U4, wo de Beauclair 30 Jahre lang "ins Gesicht, nicht so auf die Kleidung" schaute, im März 2006 neu eröffnet hat, haben auch dort Securities die Selektion der Gäste übernommen. Die meisten würden aber seiner Devise "Nicht gleich hinhauen, sondern reden" folgen.

Konträre Welten

In fast allen großen Clubs entscheidet ein "Selector" darüber, ob die Partywilligen "ins Bild passen", wie Volksgarten-Chef Böhm beschreibt. "Es gibt keine handfesten Regeln. Aber es dürfen bei einer Party nicht völlig konträre Welten aufeinander treffen. Das macht die Stimmung kaputt." Dass es dabei auch "oft genug" Fehlentscheidungen gibt, sei unvermeidlich.

Im Szenelokal Flex setzt man seit jeher auf eigene Türsteher, die laut Geschäftsführer Tom Eller "jeden reinlassen, der sich an die Gesetze hält". Vorwürfen, dass im Flex rassistische Türsteherpolitik betrieben werde, war Eller stets damit begegnet, dass es Probleme mit dunkelhäutigen Drogendealern gebe. "Wir setzten bewusst auf ein multikulturelles Türsteher-Team".

"Auch wenn es noch Lokale gibt, wo Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe nicht eingelassen werden, hat es ein Umdenken gegeben", sagt Wolfgang Zimmer vom Anti-Rassismus-Verein Zara. Im Vorjahr gab es 46 Meldungen über Diskriminierung in Lokalen - meist durch Türsteher. (Karin Krichmayr/Michael Möseneder, DER STANDARD - Printausgabe, 21. September 2007)