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Dr. Peter Zawrel ist seit 1999 Geschäftsführer des Filmfonds Wien.

Foto: APA/Gindl
Sehr geehrter Herr Lummerstorfer, mit großem Erstaunen lese ich in Ihrem Interview mit sich selbst (Warum eigentlich bei dem großen Interesse an Ihrem Projekt?), das sich Produktionstagebuch nennt (3. Folge). Welches Ziel Sie damit verfolgen, unter dem pressrechtlichen Schutzmantel des Copyrights von derStandard.at - über den Filmfonds Wien und insbesondere über meine Person Lügen zu verbreiten, ist mir so wenig klar wie Ihnen klar zu sein scheint, welche Schritte sich dagegen unternehmen ließen. Da ich aber bereit bin, Ihre Auslassungen einem vorübergehenden Gemütszustand zuzuschreiben, halte ich für dieselbe Öffentlichkeit lediglich folgendes fest: 1. Ich war weder "im letzten Jahr" (das wäre 2006 gewesen) noch im heurigen Jahr hauptberuflich mit meiner Vertragsverlängerung beschäftigt. Mit dieser Frage haben sich, wie Ihrer Aufmerksamkeit vielleicht doch nicht entgangen ist, hauptsächlich andere, vorzugsweise einige österreichische Filmproduzenten, beschäftigt. 2. Dass Sie mein Gehalt nicht kennen, kann ich Ihnen nicht vorhalten. Hier sage ich es Ihnen: Ich erhalte monatlich ca 4.400 Euro auf mein Konto überwiesen. Das entspricht ungefähr dem, was ich heute auch im Land Niederösterreich verdienen würde, wenn ich 1999 dort Beamter geblieben wäre. Soweit ich sehe, bin ich jedoch der einzige mir in Österreich bekannte "Fall", dass jemand ein öffentlich-rechtliches Dienstverhältnis zugunsten eines befristeten Vertrages beendet hat. Im Gegenteil zu fast allen sonstigen "Kulturmanagern" in diesem seltsamen Land von Rückversicherern bin ich nicht karenziert und kann nirgendwohin "zurückkehren". Und stellen Sie sich vor, ich halte dieses Gehalt durchaus für angemessen, obwohl andere in vergleichbaren Positionen, auch solche, die jünger sind und über weniger Erfahrung verfügen, besser bezahlt werden. Im übrigen ist mir der Zusammenhang von Förderungsentscheidungen und meinem Gehalt aber unklar. 3. Ein österreichisches Ministergehalt sollten Sie jedoch kennen. Sobald Sie mir einen österreichischen Minister nennen, der von 4.400 Euro monatlich lebt, werde ich Sie nicht mehr als Lügner bezeichnen. 4. Ich weiß nicht, wem das Jahresförderbudget um Millionen Euro verkürzt wurde, ohne dass es der Betroffene bemerkt hätte. Falls Sie damit den Filmfonds Wien meinen, muss ich Sie darum bitten, Ihre Lesekompetenz unter Beweis zu stellen, indem Sie den Tätigkeitsbericht auf unserer Website oder den Kulturbericht der Stadt Wien studieren, anstatt falsche Presseaussendungen der Wiener VP zu lesen - die einzige "Quelle", die mir zu Ihrer Behauptung einfällt. Der Filmfonds Wien konnte 2006 und kann 2007 genauso viel Förderungsmittel verteilen wie in den Jahren vorher. Leider nicht mehr, aber auch nicht weniger. In der Stadt, die seit dem Jahr 2000 über das höchste Filmförderungsbudget in Relation zu ihrer Größe in ganz Europa verfügt, noch mehr Geld haben zu wollen, ist aber in der Tat nicht leicht. Könnte aber 2008 gelingen. 5. Dass Sie meine "Karriere" nicht kennen wollen, obwohl wir einander schon ziemlich lange kennen, passt in die typisch österreichische Vernaderungsstrategie, derer Sie sich bedienen. Hierzulande ist es nämlich schlicht unvorstellbar, dass jemand aufgrund seiner Qualifikation etwas wird und nicht infolge von "Beziehungen" und Parteizugehörigkeit. Blöderweise besitze ich aber weder letztere noch habe ich mich je um erstere gekümmert und bin derartige Unterstellungen daher schon seit 20 Jahren gewohnt. Vor acht Jahren war ich für die "Roten" noch ein "Schwarzer", dann für die "Schwarzen" ein "Roter" und wer in keine der erprobten österreichischen Schubladen passt, dem werden halt ominöse "Beziehungen" unterstellt. 6. Von vier beantragten Projekten muss die Jury des Filmfonds Wien drei ablehnen, schon alleine deswegen weil das Budget nicht ausreicht, alles zu fördern was in diesem Land einen Anspruch auf öffentliche Förderung behauptet. Deswegen gibt es eine Jury, und zwar eine aus unabhängigen Experten mit internationaler Erfahrung, die nicht von Hinsichten und Rücksichten leben müssen. Dass jene, deren Projekte abgelehnt werden, dieser Jury Inkompetenz, Verhaberung und Vernaderung vorwerfen, ist weder neu noch originell, ist sehr österreichisch und will ich Ihnen gar nicht vorwerfen. Sie befinden sich damit in der sogenannten allerbesten Gesellschaft. Ob Sie sich dort allerdings über längere Zeit wohlfühlen werden, wage ich zu bezweifeln; es sei denn, ich hätte mich in der Einschätzung Ihres Charakters und Ihrer künstlerischen Fähigkeiten in den letzen Jahren gründlich geirrt. Ich grüße Sie. Peter Zawrel (Replik vom 17.9.2007)