Phettberg moderierte die Premiere der "Coming-out-Komödie" "Fashion Victims" von Ingo Rasper

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"Alle" haben Phettberg nicht vergessen - Kurt Palm war einer der ihn auch im Krankenhaus besucht hat.

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Hermes Phettberg: "Alle sagen, sie würden mich besuchen - aber keiner ist je gekommen"

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"Ihr habt mich vergessen. Alle. Für euch bin ich so gut wie tot." Dass Hermes Phettberg larmoyant und wortgewaltig seine Einsamkeit besingt, ist nichts Neues. Das kennt jeder, der Phettberg je erlebte. Sei es als "Prediger" im Falter, als "Nette Leit Show"-Talkmeister unter Kurt Palm, im TV und – zuletzt – im (mittlerweile geschlossenen) "Kabarett Stadnikow".

Phettberg wird nicht erkannt

Bloß: Wenn Hermes Phettberg derlei heute sagt, dann ist da in seinen Augen keine Spur von Koketterie mehr. Und manche Menschen, die den einstigen 170-Kilo-Koloss früher bewunderten, gehen heute an dem schmächtigen, kleinen, traurigen Mann, zu dem Josef Fenz – so wirkt es jedenfalls – geschrumpft ist, vorüber, ohne Phettberg zu erkennen. Denn nach seinem (bislang letzten) Schlaganfall im Oktober "habe ich auch die Lust zu essen verloren. Ich muss mich zwingen, etwas zu mir zu nehmen", erzählte der heute knapp 70 Kilo schwere 53-Jährige Dienstagabend im Wiener Village-Cinema. Phettberg war gekommen, um die Premiere des als "Coming-out-Komödie" angekündigten Kinofilms "Fashion Victims" von Ingo Rasper zu moderieren.

Lechzen nach Zuwendung und Zuneigung

Und er war über die betroffenen Gesichter der Premierenbesucher nicht sehr erstaunt: "Das ist seit zwei Jahren mein erster Auftritt. Mit mir will keiner was zu tun haben", erzählte der Mann, der vor einigen Jahren täglich bis zu 14 Interviewtermine hatte, von Talkshow zu Talkshow eilte und von Hinz & Kunz hofiert wurde – und unter diesem Öffentlichkeits-Exzess ebenso litt, wie er nach Zuwendung und Zuneigung lechzte. Doch Phettberg war schon damals nicht dumm genug, nicht zu erkennen, dass "das einmal vorbei sein wird".

300 Euro im Monat

Als das "Stadnikow" vor zwei Jahren schloss, war es so weit. Heute lebt Phettberg "besachwaltet. Von 300 Euro im Monat". Freilich: Ganz, betont er, stimme es doch nicht, dass "alle" ihn vergessen haben: "Im Krankenhaus sind mich der Palm, der Wurmdobler (Falter-Redakteur; Anm.) und die Frau Schweiger (Phettbergs treuester Fan; Anm.) besuchen gekommen. Aber wenn ich heute auf der Straße Leute treffe, sagen alle, sie würden mich besuchen. Bis jetzt ist aber keiner gekommen." (rott/DER STANDARD Printausgabe 30.8.2007)