Erleichterung weit über Frankreich hinaus: Die Rechtsradikalen kommen vorerst nicht an die Macht. Gewonnen hat laut ersten Hochrechnungen die linke Volksfront mit rund 190 Sitzen. Der Rassemblement National (RN) von Marine Le Pen kommt demnach "nur" auf etwa 140 Sitze in der 577-köpfigen Nationalversammlung. Die absolute Mehrheit und damit der Regierungsanspruch bleiben den Rechten letztendlich überraschend klar versagt.
Die Linke hat die Wahl gewonnen, obwohl sie dutzende Kandidatinnen und Kandidaten zurückzog, um damit einen Erfolg der RN-Kandidaten zu verhindern. Das gibt ihr nun moralisches Gewicht. Aber auch sie hat keine Regierungsmehrheit. Schwierige Verhandlungen beginnen nun – vielleicht mit dem Mittellager von Präsident Emmanuel Macron. Die Rede ist von einer "Regenbogenkoalition". Aber auch andere Optionen sind möglich, etwa eine Art "Pool der Mitte" mit Macronisten, Republikanern und Sozialdemokraten.
Wie auch immer: Absoluten Vorrang hat auch für die neue Staatsführung, einen Sieg von Marine Le Pen bei den Präsidentschaftswahlen 2027 zu verhindern. Vielleicht wirkt der am Sonntag gerade noch verhinderte RN-Sieg als heilsamer Schock. Wenn nicht, wird Le Pen recht bald in den Élysée-Palast einziehen – und die EU könnte wohl das Licht ausmachen. Jetzt atmet Frankreich fürs Erste aber auf und gönnt sich Sommerferien und Olympische Spiele. Dann beginnt die Arbeit. (Stefan Brändle, 7.7.2024)
Nach dem überraschenden Ausgang der Parlamentswahl in Frankreich beginnen nun die politischen Gespräche über das weitere Vorgehen. In der zweiten Runde wurde unerwartet das links-grüne Wahlbündnis Neue Volksfront stärkste Kraft. Die Rechtspopulisten landeten lediglich auf dem dritten Platz - hinter dem Regierungslager von Präsident Emmanuel Macron. Kein Bündnis errang die absolute Mehrheit.