Sabine Ladstätter steht in einem grauen Kostüm neben der antiken Skulptur einer Amazone.
Sabine Ladstätter wurde 2011 als Wissenschafterin des Jahres ausgezeichnet. Sie engagierte sich auch für die Vermittlung von Archäologie an Jung und Alt und war an einem Pixi-Buch beteiligt, das nun vorgestellt wurde.
APA/GEORG HOCHMUTH

Sie war für ihre erfolgreiche Grabungsleitung in Ephesos, ihre engagierte Wissenschaftsvermittlung und ihr bodenständiges Wesen bekannt und beliebt: Anfang Juni verstarb die österreichische Archäologin Sabine Ladstätter mit 55 Jahren nach langer Krankheit. In Erinnerung an die prägende Forscherin und Wissenschafterin des Jahres 2011 wurde nun ein Pixi-Büchlein vorgestellt, in dem sie eine tragende Rolle spielt. Wie auch ein kürzlich präsentiertes Kleinformat-Buch mit Anton Zeilinger wird es an Schülerinnen und Schüler verteilt, wie Ladstätters Witwer Helmut Schwaiger und Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) erklärten.

Ladstätter war viele Jahre lang Leiterin der traditionsreichen Grabungen österreichischer Archäologinnen und Archäologen in der antiken Stadt Ephesos an der türkischen Ägäisküste und Direktorin des Österreichischen Archäologischen Instituts (ÖAI) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW). Vor ihrem Tod hatte sie an der Entwicklung der Geschichte des Buches mit dem Titel Luca und Sophie auf der Suche nach alten Schätzen mitgearbeitet. Die Handlung dreht sich um eines der letzten großen Highlights in Ladstätters Forschungsleben – die Entdeckung eines einstigen Geschäftsviertels in Ephesos im Zuge der Grabungskampagne im Jahr 2022, wie Schwaiger der APA mitteilte.

Anliegen für Kinder

Diese Geschichte auch in Form eines kleinen Buches für junge Schul- und Vorschulkinder zu erzählen sei ihr ein großes Anliegen gewesen, hieß es am Freitag bei der Präsentation vor Kindern in "Das Dock – Kinderbüro Universität Wien" in Wien-Alsergrund. Es richtet sich an Vier- bis Achtjährige und soll zu Schulbeginn im Herbst zusammen mit dem Büchlein, in dem Zeilinger eine der Hauptfiguren ist, an die Schulanfängerinnen und -anfänger verteilt werden.

Die Entscheidung, beide Pixi-Bücher gesondert zu präsentieren, habe man in enger Abstimmung mit Ladstätters Familie getroffen, erklärte Polaschek. Die Biografie der bekannten Wissenschafterin im Schlussteil des Büchleins, das in einer Auflage von 50.000 Exemplaren erscheint, wurde nach Ladstätters Ableben am 3. Juni aktualisiert. Das Druckwerk erscheint nun "Im Gedenken an Sabine Ladstätter". "Es war ihr wichtig, dass dieses Buch entsteht", betonte Polaschek, der es zusammen mit Vertretern der Familie Ladstätters an Kinder verteilte.

Der Naschmarkt von Ephesos

Schwaiger, der selbst am ÖAI tätig ist, skizzierte bei diesem Anlass die Entdeckung des zuvor unbekannten Stadtteils, den man durchaus mit dem von vielen Ständen gesäumten Wiener Naschmarkt vergleichen könne. Dass man dort einige gut erhaltene und auch im Buch dargestellte Keramiken finden konnte, war einem tragischen Ereignis geschuldet: Das Geschäftsviertel wurde bei einem wahrscheinlich im Zuge eines Angriffs ausgelösten Brand um die Jahre 614/15 zerstört und dann nicht mehr aufgebaut, sagte Schwaiger.

Ladstätter wurde am 22. November 1968 in Klagenfurt geboren, studierte an der Universität Graz Alte Geschichte und Altertumskunde sowie Klassische Archäologie und spezialisierte sich auf Wirtschaftsarchäologie. 1997 dissertierte sie im Fach Klassische Archäologie an der Universität Wien. Von 1987 bis 1998 arbeitete sie bei den Ausgrabungen am Kärntner Hemmaberg mit, ab 1992 als örtliche Grabungsleiterin. Seit 1995 war sie in Ephesos tätig, wurde stellvertretende Grabungsleiterin, übernahm 2009 die Leitung des ÖAI und 2010 schließlich die Grabungsleitung in Ephesos, die sie kurz vor ihrem Tod an Martin Steskal übergab. "Die renommierte Forscherin und engagierte Wissenschaftskommunikatorin begeisterte viele Menschen für die Geschichte der Antike", heißt es am Ende des Büchleins, das nun zur Wissenschaftsvermittlung in Schulen eingesetzt wird. (APA, red, 5.7.2024)