Teilnehmerinnen und Teilnehmer vor Beginn des Aufnahmetests für die Medizinische Fakultät Wien im Vorjahr.
In den Aufnahmetests für das Medizinstudium werden Bewerberinnen und Bewerber rigoros ausgesiebt. Nur ein Achtel besteht die Hürde und kann mit der Ausbildung zum Arzt oder zur Ärztin tatsächlich beginnen.
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Für gut 15.000 junge Menschen wird es am Freitag ernst im Hinblick auf ihre berufliche Zukunft. Denn dann entscheidet sich, welche rund 1900 von ihnen mit der Ausbildung zum Arzt oder zur Ärztin beginnen können – und wer sich entweder eine Alternative überlegen oder ein Jahr später neuerlich zum Aussiebtest antreten muss.

Denn heute, Freitag, geht die jährliche Ausgabe von MedAT, dem Aufnahmeverfahren zum Medizin- und Zahnmedizinstudium an den Unis Wien, Innsbruck, Graz und Linz, über die Bühne. Abgetestet werden unter anderem Wissen aus den Bereichen Biologie, Chemie, Physik und Mathematik sowie Textverständnis, kognitive Fähigkeiten und "sozial-emotionale Kompetenzen".

Beschränkungen trotz Ärztemangels

Aber wie passt es zusammen, dass nur rund jeder achte Bewerber und jede achte Bewerberin zum Medizinstudium antreten kann, während das Land von einem Ärztemangel geplagt wird? "Nach allen Informationen, die wir haben, gibt es keinen Mangel an Absolventen des Medizinstudiums", sagt der Vizerektor für Lehre und Studierende an der Johannes-Kepler-Universität Linz, Andreas Janko, am Freitag im Ö1-Morgenjournal. "Die Probleme beginnen eigentlich erst nach der Ausbildung."

Es gebe den einen oder anderen Flaschenhals bei der Ausbildung zum Facharzt oder zur Fachärztin, argumentiert der Vizerektor. Vor allem aber gebe es ein Verteilungsproblem, das sich an Mängelfächern und regionalen Komponenten entzünde. Die Rolle der Universitäten sei allerdings die Ausbildung, etwaige gewünschte Lenkungseffekte dagegen "eine politische Frage".

Vorbereitungskurse um bis zu 1000 Euro

Die Beschränkung der Studienplätze sei jedenfalls für eine qualitativ hochwertige Ausbildung wichtig, sagt Janko. Das sei die bessere Variante als Knock-out-Prüfungen zu Beginn des Studiums, wie sie vor den Aufnahmetests üblich waren. "Uns ist lieber, die jungen Menschen wissen bereits vorzeitig, ob sie studieren können oder nicht." In letzterem Fall könnten sie sich nämlich auch rechtzeitig nach Alternativen umsehen, die ebenfalls ihren Interessen entsprächen, und würden nicht unnötig Zeit verlieren.

Die Aufnahmebeschränkungen für das Medizinstudium ließen aber auch Angebote zu Vorbereitungskursen florieren, die bis zu 1000 Euro kosten können. Werden damit sozioökonomische Hürden für den Arztberuf errichtet? In Linz gehe man davon aus, dass die von der Uni selbst angebotenen, kostenlosen Vorbereitungsangebote für die Bewältigung des Aufnahmetests ausreichen würden, sagt Janko. "Wir wissen natürlich, dass viele bereit sind, sehr viel zu investieren, weil es eben auch um sehr viel geht. Aber wir gehen davon aus, dass das nicht nötig ist, um beim Test zu reüssieren." (Martin Tschiderer, 5.7.2024)