Illustration des Sonnensystems
Die Planeten beeinflussen einander auf ihren Umlaufbahnen, die daher selten perfekt kreisrund sind.
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Für die Erde ist Freitag, der 5. Juli, ein besonderer Tag. Sie erreichte – wie in jedem Jahr Anfang Juli – jenen Punkt, an dem sie am weitesten von der Sonne entfernt ist. Geschuldet ist das ihrer nicht perfekt kreisrunden, sondern ellipsenförmigen Umlaufbahn. In der Astronomie bezeichnet man diesen Punkt als Aphel, nun geht die Erde wieder mehr auf Tuchfühlung und kommt der Sonne Anfang Jänner, zum Perihel, am nächsten.

Grafik illustriert die Erde auf ihrer ellipsoiden Umlaufbahn um die Sonne mit Aphel im Juli und Perihel im Jänner.
Im Aphel, englisch Aphelion, ist die Erde am weitesten von der Sonne entfernt, im Perihel (Perihelion) im Winter kommt sie der Sonne nahe.
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Unserem Heimatplaneten macht das relativ wenig aus, Menschen dürfte der Unterschied nicht auffallen, es sei denn, man misst ganz genau nach. Im Vergleich zum sonnennächsten Punkt im Winter ist die Sonne derzeit um rund vier Prozent kleiner, und wir bekommen um sieben Prozent weniger Sonnenlicht.

Mildere Jahreszeiten im Norden

Weil der größte Abstand für die Nordhalbkugel in den Sommer fällt, heißt das auch, dass die Sommer hier ein winziges Bisschen kühler und lichtärmer sind, die Winter dafür etwas milder. Auf der Südhalbkugel ist es hingegen andersherum, dort fallen die beiden Jahreszeiten leicht stärker aus.

Die Jahreszeiten selbst kommen durch die gekippte Achse der Erde zustande. So bekommt die Nordhemisphäre ein halbes Jahr lang mehr Licht und Wärme ab, die Südhemisphäre die andere Hälfte des Jahres. Dass die größte Distanz von der Sonne nur wenige Tage nach unserer Sommersonnenwende erreicht wird, ist Zufall.

Exzentrischere Erde: Eine Herausforderung für die Zivilisation

Interessanterweise ist die Erde aber nicht am sonnennächsten Punkt wärmer, sondern jetzt, in großer Entfernung. Das liegt an der Verteilung der Erdmassen auf der Erde: Die Nordhalbkugel ist von Landmassen geprägt, die sich schneller aufheizen als Wasser. Daher ist es im nördlichen Sommer heißer – und die Erde nun, am Aphel, um durchschnittlich 2,3 Grad Celsius wärmer als am sonnennahen Perihel.

Why the Earth is Hottest When It’s Farthest Away from the Sun
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Die elliptische Bahn der Erde hat außerdem zur Folge, dass der astronomische Sommer auf der Nordhalbkugel ein paar Tage länger anhält als der Winter. Nun, da die Erde 152 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt ist, ist sie langsamer unterwegs. Der Sommer ist 2024 hierzulande daher gut 93 Tage lang, der Winter 2024/25 dauert keine 89 Tage.

Wenn die Erde auf einem perfekten Kreis um die Sonne rasen würde, wären die Jahreszeiten genau gleich lang, ansonsten würden sich die Veränderungen in Grenzen halten. Wenn wir das mit einem magischen Fingerschnipsen ändern könnten, wäre das wahrscheinlich kein Problem für die Menschheit, sagt Kirby Runyon vom Planetary Science Institute in Tucson im US-Bundesstaat Arizona zur New York Times. Würde die Umlaufbahn im Gegenteil exzentrischer werden, könnten auf der Südhalbkugel wegen des verstärkenden Effekts die Sommer noch viel heißer und die Winter wesentlich kälter werden. Womöglich sogar zu einem Ausmaß, das "fortgeschrittene Zivilisation unmöglich machen würde", sagt der Geologe.

Völlig losgelöst

Ein wenig Distanz tut manch einer Beziehung gut, Erde und Sonne haben es aber an sich gern intim, oder zumindest beständig: Der Unterschied im Abstand wird nicht viel größer als fünf Millionen Kilometer. Andere planetare Partner sind hier extremer und exzentrischer, etwa Mars und der Zwergplanet Pluto. Sie umkreisen die Sonne nicht nur auf weiter außen liegenden Bahnen, sondern schwanken dabei um 120 Millionen beziehungsweise 2,8 Milliarden Kilometer. Die "Schwankungsbreite" des Pluto ist damit so groß wie die durchschnittliche Entfernung zwischen Erde und Neptun.

So sehen die Planetengrößen und -laufbahnen des Sonnensystems aus (Sonne nicht maßstabsgetreu).

Vor fünf Jahren erreichte die Erde im Aphel übrigens einen besonders weit entfernten Punkt. "Kein heute lebender Mensch wird auf der Erde jemals weiter von der Sonne entfernt sein", hieß es im Juli 2019 in der Deutschlandfunk-Sendung Forschung aktuell. Nun befinden wir uns daher in einer Phase, in der die Umlaufbahn der Erde wieder gleichmäßiger wird. Es läuft also wieder runder für Erde und Sonne. (Julia Sica, 6.7.2024)