Mutter schwimmt mit Kindern im Pool, fotografiert aus der Vogelperspektive.
Jedes Jahr kommen rund 40 Kinder nach einem Beinahe-Ertrinkungsunfall ins Krankenhaus. Nur ständige Aufsicht bewahrt sie davor.
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Es passiert lautlos und innerhalb weniger Minuten – und bereits ab wenigen Zentimetern Wassertiefe: dass Kinder ertrinken. Es ist die häufigste Ursachen für tödliche Unfälle bei Kindern unter fünf Jahren. Und die zweithäufigste bei Kindern zwischen fünf und 14 Jahren. Deshalb warnt das Österreichische Komitee für Unfallverhütung im Kindesalter "Große schützen Kleine" eindringlich vor den Gefahren für die Kleinsten im kühlen Nass.

Ertrinken passiert schnell: Nur vier bis fünf Minuten können den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen. 90 Prozent der Ertrinkungsunfälle von Kindern passieren übrigens, wenn die erwachsene Aufsichtsperson im Umkreis von zehn Metern ist. Deshalb gilt immer, egal ob am offenen Gewässer, im Pool oder im Planschbecken: "Im und am Wasser sollten Kindern die hundertprozentige Aufmerksamkeit der Erwachsenen haben." Das betont Holger Till, Präsident des Vereins "Große schützen Kleine" und Vorstand der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendchirurgie Graz.

Er spricht aus Erfahrung: Jedes Jahr müssen in Österreich rund 40 Kinder nach einem Ertrinkungsunfall im Krankenhaus stationär aufgenommen werden. Rund drei Kinder sterben, "drei weitere haben aufgrund des Sauerstoffmangels lebenslange, teils schwere Behinderungen", führt Till weiter aus. Deshalb raten Kindersicherheitsexperten: "Wenn ein Kind verschwunden ist, zuerst dort suchen, wo Wasser sein könnte, damit aus einem Beinahe-Ertrinkungsunfall kein tödlicher Unfall wird."

Kinder müssen schwimmen lernen

Am häufigsten kommt es in öffentlichen Bädern zu Badeunfällen, das zeigt eine Analyse der Zwischenfälle zwischen 2007 und 2021, die am Forschungszentrum für Kinderunfälle des Vereins "Große schützen Kleine" durchgeführt wurde: Dort passieren etwa die Hälfte der (Beinahe-)Ertrinkungsvorfälle. Ein Viertel ereignet sich in Pools oder Biotopen im privaten Garten und ein weiteres Viertel in Seen, Flüssen oder Teichen. Die Überlebenschance ist in öffentlichen Bädern mit 93 Prozent am höchsten. "Wesentlich schlechter sieht es im privaten Garten und in Flüssen aus", weiß Peter Spitzer vom Grazer Forschungszentrum für Kinderunfälle.

Bei den Ertrinkungsvorfällen im Gartenbereich betrug das Durchschnittsalter der Kinder zwei Jahre, im öffentlichen Schwimmbad fünf und im Naturgewässer sieben Jahre. Was auffällt: Insgesamt ist das durchschnittliche Alter der Unfallopfer bei Ertrinkungsunfällen von vier Jahren im Betrachtungszeitraum 2007 bis 2011 kontinuierlich auf sechs Jahre (Betrachtungszeitraum 2017 bis 2021) gestiegen. Das zeige, wie wichtig die Schwimmkompetenz der Kinder ist, mit dieser ließen sich tödliche Ertrinkungsunfälle am besten vermeiden.

Aufsicht und neonfarbige Badekleidung

Wie kann man Ertrinkungsunfälle am besten vermeide? Bis Kinder zehn Jahre alt sind und sehr gut schwimmen können, sollen sie immer beaufsichtigt werden. Schwimmhilfen böten keinen zuverlässigen Schutz, älteren Geschwistern oder Kindern könne man die Aufsicht nicht übertragen, betonen Kindersicherheitsexperten. Außerdem rät man zu neonfarbiger Badebekleidung, um Kinder im Fall des Falles rascher zu finden. Für kleinere Kinder im Planschbecken und im Schwimmbad werden rutschfeste Badeschuhe empfohlen

Pools und Biotope sollte man mit einem 1,5 Meter hohen Zaun und selbstschließender Tür sichern oder mit einer versperrbaren Überdachung ausstatten. Bei Kinder- und Grillpartys sollte zudem immer ein Erwachsener am Pool das Geschehen im Auge haben. (APA, red., 4.7.2024)