Wien – Der ORF stellt seine Wahlforschung neu auf. Aus einer europaweiten Ausschreibung sei Sora-Nachfolger Foresight als Bestbieter in puncto Leistungsumfang und Preis hervorgegangen. Foresight erfüllte "alle Bewerbungskriterien des internationalen Ausschreibungsverfahrens", so der ORF. Der Zuschlag sei dieser Tage erfolgt. Neben der Zusammenarbeit mit Foresight will der ORF aber auch Kooperationen mit anderen Wahlforschungsinstituten und Medien wie etwa der Arte Wahlen oder der APA eingehen.

Foresight-Chef Christoph Hofinger.
Foto: STANDARD, Corn

Bei der EU-Wahl gab es etwa bereits eine breiter angelegte Zusammenarbeit bei der Erstellung einer gemeinsamen Trendprognose. "Wir werden im Sinne des Publikums unsere Wahlforschung nun auf eine breitere Basis als bisher stellen und können so stärkere Treffsicherheit als auch Vielfalt in den Analysen gewährleisten. Ich freue mich, in Zusammenarbeit mit den genannten Instituten unsere Unabhängigkeit noch mehr unter Beweis zu stellen und zu stärken", erklärte dazu ORF-Chefredakteur Johannes Bruckenberger in einer ORF-Aussendung.

Die Ausschreibung der ORF-Wahlforschung erfolgte nach der Aufkündigung der Zusammenarbeit mit dem bisherigen Wahlforschungsinstitut Sora. Die Neuaufstellung schließe "eine aktuelle und zukünftige Zusammenarbeit mit dem ehemaligen Sora-Leiter Günther Ogris aus", lässt der ORF verlauten.

Wie berichtete beendet der ORF vergangenen Herbst die Zusammenarbeit mit Sora, nachdem Sora-Sozialforscher Günther Ogris der SPÖ ein Strategiepapier unterbreiten wollte. Anlass war eine versehentlich an falsche Empfänger versandte E-Mail von Ogris, die eigentlich ein Beratungsoffert an SPÖ-Chef Andreas Babler für den Wahlkampf sein sollte. Sora wurde dann unter dem Namen Foresight aufgestellt, Ogris gab seine Anteile an Christoph Hofinger ab.

Kritik an der Entscheidung kam am Donnerstag von ÖVP und FPÖ. "Der ORF nimmt sich durch die erneute Zusammenarbeit mit dem SORA-Nachfolger 'Foresight' die eigene Glaubwürdigkeit", meinte ÖVP-Generalsekretär Christian Stocker in einer Aussendung und sprach von einer mehr als "schiefen Optik". FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker ortete einen "handfesten Skandal" und forderte bei der Gelegenheit einmal mehr eine "Totalreform" des ORF. (red, APA, 4.7.2024)