Der Carintische Sommer präsentiert zur Eröffnung das RSO und die Dirigentin Joana Carneiro.
Dave Weiland

"Ich will wirklich ein Festival gestalten und keine Konzertreihe", erzählt Nadja Kayali, die neue Intendantin des Carinthischen Sommers. Wer ihre Arbeit vom niederösterreichischen Festival Imago Dei her kennt, hätte auch nicht mit Routine gerechnet. Konzeptuelle Grundbasis ist natürlich Qualität, die sich bereits bei der Eröffnung am Samstag im Congress Center Villach abzeichnet. Es spielt das zukünftige Festivalorchester, also das ORF Radio-Symphonieorchester Wien.

Zeitgenössische Werke zu integrieren gehört ebenfalls zu den Grundsätzen Kayalis. So gibt es bei der Eröffnung unter anderem die Uraufführung von Azinheira, einem Stück von Hannah Eisendle. Neuheiten auch im Klagenfurter Dom: Organist Wolfgang Kogert verdichtet die Lichtkunst von Victoria Coeln mit einem neuen Stück von Beat Furrer. Interzone: Game 11-4-9 von Bernhard Lang wird vom Platypus Ensemble uraufgeführt.

Das Kärntner Spiel kann beginnen: Nadja Kayali.
Skokanitsch

Einen Schwerpunkt bildet Portugal anlässlich des 50. Jahrestages der friedlichen Nelkenrevolution: "Es spiegelt sich darin auch meine Vision vom Carinthischen Sommer als internationalem, vor allem als europäischem Festival wider. Portugal liegt an der Peripherie Europas. Den weitest entfernten Punkt mitzudenken und ins Zentrum zu rücken lässt diese Vision lebendig werden", sagt Kayali. 1974 wurde die Nelkenrevolution, die zur Demokratie führte, durch das Lied Grandola, Vila Morena, das im Radio gespielt wurde, ausgelöst. Die anreisende Fado-Sängerin Cuca Roseta wird es mutmaßlich anstimmen.

Viele Texte am Morgen

Interessant sind auch die Aspekte "Festival Artist" (das ist heuer Cellist Eckart Runge) und "neue Formate": Eine Insel im Faaker See lockt mit einem Hörerlebnisparcours, im Klettergarten Kanzianiberg erlebt man das Ensemble Neuraum auf den Spuren von Kärntner Sagen.

Auch gibt es Morgenkonzerte in der Evangelischen Kirche im Villacher Stadtpark (acht Uhr), bei den auch gelesen wird. "Aufträge ergingen an Maja Haderlap, Julia Jost und den Klagenfurter Stadtschreiber Martin Piekar", so Kayali, die von Imago Dei als Kooperation auch Wortekunst von Anna Baar, Sabine Gruber, Milena Michiko Flašar, Sophia Lunra Schnack und Kathrin Röggla mitnahm.

Literatur spielt eine wichtige Rolle, auch weil diese, so Kayali, Diskurse auslöst: "Etwa über Europa. Deshalb habe ich Robert Menasse eingeladen, um mit Philipp Blom zu diskutieren." (Ljubiša Tošić, 5.7.2024)