Viele Uni-Zugangshürden haben mit der Umsetzung einen Teil ihres Schreckens eingebüßt. Mitunter braucht es gar keinen richtigen Test, weil Kandidaten schon in früheren Stadien merken, dass ein Fach nicht zu ihnen passt.
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Die schlimmsten Zugangsbeschränkungen sind die, die es noch nicht gibt. So könnte man die jüngere Geschichte der zizerlweisen Ausweitung von Aufnahmeverfahren an Österreichs Unis zusammenfassen. Immer wenn die Politik neue Hürden ermöglicht, flammt Protest auf. Sobald sie dann umgesetzt werden, ist die Empörung schnell passé.

Eingeschworene Kritiker mögen diesen Zyklus als beklagenswerte "Normalisierung" einer Negativspirale deuten. Tatsächlich ist der Grund aber ein positiver: Die Unis gestalten ihre Zugangsregeln großteils umsichtig und maßvoll. Da ihnen jeder aktive Studierende Geld vom Staat bringt, haben sie auch keinen Anreiz, schikanöse Strenge walten zu lassen.

Moderat, aber mit Wirkung

Als weiches, aber effektives Instrument haben sich etwa die Self-Assessments entpuppt, die man zu Hause ohne Leistungsdruck macht, um einen Vorgeschmack auf das Studium zu bekommen. Viele merken schon dabei, dass sie sich doch nicht so für ein bestimmtes Fach erwärmen können, und melden sich gleich woanders an. Auch im Vorfeld der richtigen Tests ist weithin ein Bemühen um faire Bedingungen zu bemerken. Die WU, mitunter als Hort der Schnöselei punziert, bietet etwa kostenlose Lernwochenenden am Campus an.

Sicher haben junge Erwachsene aus ärmeren Verhältnissen bei Aufnahmetests einen Startnachteil. Das zeigt sich besonders bei Medizin – den Nachteil haben sie im Studium aber auch, das war schon vor Einführung der Zugangsbeschränkungen so. Wer das zu Recht empörend findet, muss nicht an der Uni, sondern im Kindergarten ansetzen. (Theo Anders, 5.7.2024)