Der Frosch bei seinem Workout. Dieser dient dem Bewegen der Hautfalten.
Tiergarten Schönbrunn/Rupert Kainradl

Wer braucht schon Kiemen, wenn er über die Haut atmen kann? Das dachte sich wohl der Titicaca-Riesenfrosch irgendwann im Laufe seiner Evolution. Er entwickelte eine so große Hautoberfläche, dass er den zum Überleben benötigten Sauerstoff fast zur Gänze darüber aufnehmen kann. Das erlaubt ihm, ausschließlich im Wasser zu leben – als größte Froschart, die das kann.

Doch der Frosch, der im Übrigen stark gefährdet ist, sieht nicht nur ungewöhnlich aus, er legt auch ein seltsames Verhalten an den Tag, das an einen Fitness-Workout erinnert. Er drückt sich dabei wie bei einem Liegestütz vom Boden ab. Das konnte ein Team des Wiener Tiergartens Schönbrunn und der US-amerikanischen Brown University nun dokumentieren, wovon eine neue Studie im Fachjournal Behavioural Processes berichtet.

Zu wenig Sauerstoff

Der Bewegungsdrang hat etwas mit dem Sauerstoffgehalt der Umgebung zu tun. Um das zu zeigen, schuf das Team in einem Versuchsbecken des Tiergartens mithilfe von Stickstoffgas eine sauerstoffarme Umgebung. Zuerst wird der Frosch ruhig – doch verringert sich der Sauerstoffgehalt weiter, beginnt der Frosch sich zu bewegen. Die Strategie dürfte darauf abzielen, die Hautfalten effektiver zur Sauerstoffaufnahme einzusetzen, sagt Studienautorin Doris Preininger vom Tiergarten Schönbrunn: "Das 'Liegestütz-Verhalten' verbessert womöglich den Gasaustausch zwischen der Froschhaut und dem Wasser, da die sauerstoffarme Grenzschicht um die Hautfalten unterbrochen wird. Dieses Verhalten stellt damit eine spannende Anpassung der Tiere dar, um ihren Sauerstoffbedarf rasch zu decken."

Doris Preininger vom Tiergarten Schönbrunn mit einem der Riesenfrösche.
Daniel Zupanc

"Das ist vor allem im natürlichen Lebensraum der Frösche, dem Titicacasee im Westen Südamerikas, von Vorteil. Dort herrschen aufgrund der Höhenlage und des dadurch bedingten niedrigen Luftdrucks häufig sauerstoffarme Bedingungen", ergänzt Tiergartendirektor Stephan Hering-Hagenbeck.

Besichtigen kann man den Frosch im Tiergarten nicht, er wird dort "backstage" gehalten und nachgezüchtet. Das dient nicht nur dem Erhalt der Art, sondern erlaubt es Fachleuten, das Tier in einer kontrollierten Umgebung zu untersuchen und mehr über sein faszinierendes Verhalten zu lernen. (rkl, 5.7.2024)