Ein bewaffneter Polizist in Haiti.
Kenianische Polizisten ziehen nun schwerbewaffnet durch die Straßen der haitianischen Hauptstadt.
REUTERS/Ricardo Arduengo

Das Entsetzen war groß, als das Ausmaß der sexuellen Ausbeutung durch internationale Friedenstruppen in Haiti öffentlich wurde. Tausende Frauen und Kinder wurden in den 13 Jahren UN-Friedensmission missbraucht, oft geschwängert und ohne Aussicht auf Gerechtigkeit ihrem Schicksal überlassen. Die beschuldigten Soldaten wurden als Konsequenz vielfach einfach in ihre Heimatländer wie Sri Lanka, Brasilien oder Pakistan abgezogen, nie vor Gerichte in Haiti gestellt. Sie waren durch ihre Immunität als UN-Truppen geschützt, aber wurden auch zu Hause nicht rechtlich verfolgt.

Die internationale Gemeinschaft gelobte Besserung. Der Eindruck, dass Soldaten, die als Friedensbringer im Land sind, ungestraft Verbrechen begehen dürfen, sollte verschwinden. Doch die Bedingungen sind schlimmer geworden. Denn die internationale Polizeimission, die nun im krisengebeutelten Haiti startet, findet auch noch außerhalb des Rahmens der Vereinten Nationen statt. Es gibt nicht einmal mehr auf dem Papier eine Beschwerdestelle, sollten ausländische Polizisten übergriffig werden. Eine Frau müsste etwa nach einer Vergewaltigung durch einen kenianischen Polizisten nach Nairobi fliegen, um dort Anzeige zu erstatten. Das wird wohl niemand machen. Zum Schutz der Bevölkerung müssen die ausländischen Polizisten auch vor Ort harte Strafen fürchten. (Bianca Blei, 4.7.2024)