Egal ob Freude, Wut oder Wahn – die Emotionsausbrüche des früheren Microsoft-Chefs Steve Ballmer sind legendär. Bereits beim 25-jährigen Bestandsjubiläum des Software-Riesen Microsoft im Jahr 2000 ließ er als damals noch frischgebackener Konzernchef seine großen Ambitionen aufblitzen. Etwa eine Minute lang sprang er, hysterisch bis enthusiasmiert kreischend, vor Mitarbeitern auf der Bühne herum, um schließlich zu skandieren: "Ich liebe dieses Unternehmen!" Dieser Auftritt wurde nicht nur als Monkey Dance, also Affentanz, bekannt, er brachte Ballmer auch den Spitznamen Monkey Boy ein.

Steve Ballmer auf der Tribüne der LA Clippers.
Heute ist der frühere Microsoft-Chef Steve Ballmer Eigentümer des Basketballteams LA Clippers.
USA TODAY Sports via Reuters Con

Fast ein Vierteljahrhundert später dürfte Ballmers Liebe zu Microsoft wohl kaum erkaltet sein, denn seine Aktienanteile an dem Technologiekonzern haben ihn nun laut dem Milliardärsranking von Bloomberg Billionaires zum sechstreichsten Menschen gemacht – mit einem Vermögen von aktuell 158 Milliarden US-Dollar sogar knapp vor Microsoft-Gründer Bill Gates. Mehr als 90 Prozent von Ballmers Vermögen steuert demnach dessen Microsoft-Anteil bei, der größte einer Privatperson an dem Technologieriesen. Der heute 68-Jährige war bis 2014 bei dem Softwarekonzern, den er ab 2000 leitete.

Lukrativer Vertrag

Grundstein seines Vermögens ist jener Vertrag, den Ballmer bei seinem Einstieg bei Microsoft im Jahr 1980 ausverhandelt hatte. Zusätzlich zu seinem Grundgehalt wurden ihm darin zehn Prozent des von ihm verantworteten Gewinnwachstums zugestanden, was später in eine bedeutende Aktienbeteiligung umgewandelt wurde. Im Jahr 2014 zog er sich mit 333 Millionen Aktien oder einem Anteil von vier Prozent als Konzernchef zurück. Bloomberg geht davon aus, dass Ballmer den größten Teil dieser Aktien behalten hat. Was durchaus ertragreich war, denn seitdem hat sich der Kurs des Microsoft-Papiers mehr als verzehnfacht. Allein heuer liegt es etwa 21 Prozent im Plus, da es über die Partnerschaft mit dem ChatGPT-Entwickler OpenAI als Profiteur des Hypes um Künstliche Intelligenz gilt.

Im Gegensatz zu Gates ist Ballmer bisher kaum als Philanthrop in Erscheinung getreten. Der Microsoft-Gründer hat große Summen in die wohltätige Gates Foundation fließen lassen, weshalb er seinen Nachfolger als Microsoft-Chef nun im Milliardärsranking passieren lassen musste. Wurmen dürfte Ballmer jedoch, dass mit Larry Page im Bloomberg-Ranking ein Google-Gründer unmittelbar vor ihm liegt, denn gegenüber der Suchmaschine empfand er stets große Rivalität. Im November 2004 soll er wutentbrannt Mobiliar durch sein Büro geschleudert haben, nachdem ihn ein führender Ingenieur über seinen Wechsel zu Google informiert hatte.

Klubeigentümer

Noch immer gehen bei dem Technologie-Pensionär mitunter die Emotionen durch, meist wenn er vor einem Spiel des US-Basketballteams Los Angeles Clippers die Zuseher anheizt. Er hat den Klub nämlich 2014 um zwei Milliarden Dollar gekauft und auch dabei wirtschaftliches Geschick bewiesen. Heute wird der Wert der Clippers auf 4,6 Milliarden Dollar geschätzt.

Dennoch, auf die allerreichsten Menschen fehlt Ballmer noch ein gutes Stück. Denn die Nummer eins, Tesla-Chef und Space-X-Gründer Elon Musk, hat 252 Milliarden Dollar auf der hohen Kante. Dahinter folgt mit 219 Milliarden Dollar Amazon-Gründer Jeff Bezos. (Alexander Hahn, 4.7.2024)