Fast jeder Terroranschlag könnte verhindert werden: Oft sind die Täter amtsbekannt, meistens gab es in den Wochen und Monaten vor dem Attentat deutliche Alarmsignale. Gleichzeitig tauschen wir als Gesellschaft einen Teil unserer Sicherheit gegen Freiheit ein. Wir geben unser Steuergeld lieber für andere Dinge als für den Sicherheitsapparat aus und sehen Überwachungsmaßnahmen kritisch.

Kranzniederlegung von Politikerinnen und Politikern
Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP), Justizministerin Alma Zadić (Grüne), Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) und Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) anlässlich des zweiten Jahrestags des Anschlags.
APA/KLAUS TITZER

Doch dieses Spannungsfeld, das nach Anschlägen oft öffentlich debattiert wird, hat mit dem Wiener Terroranschlag vom 2. November 2020 wenig zu tun. Die Sicherheitsbehörden hatten alle nötigen Informationen, um zu erkennen, welche Gefahr vom späteren Attentäter ausging. Es gab Beamte, die für ihn zuständig waren, und eine Staatsanwaltschaft, die sich mit dem Fall beschäftigt hatte. Doch die Weitergabe und Kombination der Informationen funktionierte nicht – obwohl sowohl Deutschland als auch die Slowakei warnten.

Öffentliche Aufklärung

Deshalb ist es so wichtig, diese Behördenfehler noch einmal öffentlich zu verhandeln. Es war für die Opfer ein schlimmes Pech, genau zu jenem Zeitpunkt an jenem Ort zu sein. Aber es war kein Pech, dass der Jihadist die Tat ausführen konnte. Das war Behördenversagen. Solange das nicht transparent aufgeklärt wird, bleibt der Anschlag eine offene Wunde in der jüngeren Geschichte. Der hinterbliebenen Mutter eines Opfers ist zu verdanken, dass diese Wunde womöglich zu heilen beginnen kann. (Fabian Schmid, 4.7.2024)