Eddie Murphy trägt auch mit über 60 die Waffe noch schön in "Beverly Hills Cop: Axel F.".
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Heast as net, wia die Zeit vergeht? Eddie Murphy hört es anscheinend nicht. Vierzig Jahre sind seit Beverly Hills Cop ins Land gegangen, dreißig seit dem dritten Teil der Buddy-Cop-Reihe. Jetzt legt er mithilfe von Netflix nach: Seit Mittwoch ist Beverly Hills Cop 4: Axel F dort streambar und kann bei einem nostalgieempfänglichen Publikum für Schmunzler sorgen. Anders als das Will-Smith-und-Martin-Lawrence-Äquivalent Bad Boys, dessen vierter Teil auf hochpolierte Digitalästhetik, schnelle Schnitte und Special Effects setzt, orientiert sich Beverly Hills Cop 4 an der Ästhetik des Originals von 1984. Die nahezu dokumentarischen Sequenzen – Menschenbilder in Detroit, Autofahrten durch Beverly Hills – werden nachinszeniert, die Stunts und Effekte wirken "echt", und die Handlung und Handlungsorte hangeln sich entlang der altbekannten Themen und Plätzen der Reihe.

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Eddie Murphy, einst King of Comedy, ist auch mit Ü60 noch der ewige Jungspund in Baseballjacke mit Detroit-Schrift am Rücken. Der Clash zwischen dem raubeinigen Cop aus der Ex-Industriestadt und dem reichen, sehr weißen Beverly Hills machte den Charme der Filme aus. Hinzu kommen die unverkennbare Filmmusik von Harold Faltermeyer und die Freundschaft zwischen Axel und den zwei Weißbroten Taggart und Billy aus dem Beverly-Hills-Polizeidepartment. All das wird wieder aufgetischt, als wäre kein halbes Menschenleben vergangen.

Beilage: Die Töchter

Als wichtigste Beilage gibt's den Nachwuchs dazu. Axels Tochter Jane (Taylour Paige) ist Anwältin und verdächtigt einen hochrangigen Polizisten, korrupt zu sein. Der Vater springt ihr zur Seite, gemeinsam wird gegen den vermeintlichen Bösewicht – schon die Goldrolex und die Tausend-Dollar-Schuhe verraten ihn – ermittelt. Das Highlight für ein Publikum, das weniger auf Cop-Movie-Action abfährt (simpler Plot, Schießereien, Verfolgungsjagden usw.), sind die Nebendarsteller. Und damit ist nicht unbedingt Joseph Gordon-Levitt gemeint, der Janes Lover spielt, sondern Kevin Bacons perfider Bad Cop mit gebleichten Zähnen im mageren Gesicht. Popcorn-Kino ohne Kino.

Anne Hathaway und Jessica Chastain – nicht als Jackie und Marilyn, sondern als zwei Freundinnen und Mütter, die in "Mother's Instinct" mit dem Tod hadern.
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Online-only-Starts häufen sich. Bei Filmen, deren Publikumsanreiz zu gering eingeschätzt wird, will man schlicht nicht das Geld für die Werbung ausgeben. Oder es findet sich kein Verleih. Manchmal sind darunter auch Filme, die aus dem einen oder anderen Grund sehenswert sind. Oft wegen der Besetzung: In Mother's Instinct (Amazon Prime) treffen etwa die Oscar-Preisträgerinnen Jessica Chastain und Anne Hathaway in einem in den 1960er-Jahren angesiedelten Psychothriller rund um einen Kindstod aufeinander.

Faltenfreie Zonen

Hathaway machte jüngst außerdem Schlagzeilen, weil sie in Als du mich sahst (Amazon Prime) als Mittvierzigerin eine Beziehung mit einem blutjungen Popstar eingeht. Die formelhafte Romanze wurde ob des ungewöhnlichen Altersunterschieds gefeiert – und als Harry-Styles-Fanfilmchen enttarnt. Auf ein ganz ähnliches Rezept setzt nun Netflix mit A Family Affair, in dem Nicole Kidman sich in den zwanzig Jahre jüngeren Zac Efron verliebt. Da beide Darsteller Verjüngungs-OPs nicht abgeneigt sind, zeigt sich der Altersunterschied im Bild weniger als bei Hathaway und ihrem bubenhaften Co-Star Nicholas Galitzine. Harold und Maude ist beides nicht.

A Family Affair | Official Trailer | Netflix
Netflix

Bis auf Mother's Instinct sind all diese Filme leichte Kost. Und wenn man das Hirn dabei nicht ausknipst, könnte man sich einige Gedanken darüber machen, wie diese Streamingstarts mit Männer- und Frauenfantasien umgehen. Eine Gemeinsamkeit liegt jedenfalls auf der Hand: Egal ob Cop-Movie oder Romanzen von Frauen Ü40 – beide Genres sind garantiert faltenfreie Zonen. (Valerie Dirk, 4.7.2024)