Das Logo der Bawag beim Eingang einer Filiale der Bank.
Die Bawag setzt ihre Einkaufstour fort und übernimmt das Privatkundengeschäft von Barclays.
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Wien – Am Dienstag hat die Bawag die Unterzeichnung zum Erwerb des deutschen Privatkundengeschäfts der Barclays Consumer Bank Europe bekanntgegeben. Wie aus einer Aussendung hervorgeht, möchte der österreichische Bankenkonzern somit seine Präsenz in Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie den Niederlanden ausbauen und erhofft sich durch die Übernahme einen Beitrag zum Ergebnis vor Steuern von mehr als 100 Mio. Euro bis zum Jahr 2027. Zum Vergleich: Für das Jahr 2024 erwartet die Bawag ein Ergebnis vor Steuern von über 920 Mio. Euro.
"Diese Übernahme passt strategisch sehr gut zu uns", teilt Bawag-CEO Anas Abuzaakouk mit.

Ende März wies die Barclays Consumer Bank Europe Assets in Höhe von 4,7 Mrd. Euro auf, welche zum größten Teil auf Karten- und Kreditforderungen basierten. Der deutsche Ableger ist seit 1991 aktiv, hat seinen Sitz in Hamburg und betreut mit seinen rund 700 Mitarbeitern mehr als zwei Millionen Kunden und Kundinnen. Die Bawag rechnet mit der vollständigen Abwicklung der Transaktion spätestens bis zum ersten Quartal 2025.

Nicht die erste Übernahme in diesem Jahr

Schon Anfang Februar dieses Jahres hatte die Bawag Group die niederländische Knab-Bank für mehr als eine halbe Milliarde (510 Mio.) Euro gekauft. Auch wie beim aktuellen Zukauf hat man sich mit der Knab-Übernahme zum Ziel gesetzt, sich in einem Kernmarkt der Bankengruppe zu positionieren und somit für "zukünftiges Wachstum" zu sorgen. Ende Juni 2023 verfügte die Knab-Bank über eine Bilanzsumme von 17,1 Mrd. Euro, welche sich hauptsächlich aus niederländischen Hypothekenkrediten zusammensetzte. Die Transaktion soll noch in der zweiten Jahreshälfte abgeschlossen sein.

Eine Bank in Idaho und ein österreichischer Onlinebroker

Vergangenen November gab die Bawag Group den Erwerb der Peak Bancorp, einer Holdinggesellschaft samt ihrer Tochter, der Idaho First Bank, bekannt. Hierbei handelt es sich um eine landesweit operierende Community-Bank in den USA, die um 65 Mio. USD übernommen wurde. Durch die Akquisition sollen weitere Wachstumschancen in den USA ergriffen werden. Im Sommer 2021 kaufte die Bawag die Hello Bank Österreich von der französischen Großbank BNP Paribas. Mit rund 80.000 Kunden und Kundinnen, einem verwalteten Vermögen von mehr als acht Milliarden Euro und rund 1,8 Millionen Wertpapiertransaktionen (per Ende 2020) galt die Hello Bank als der größte Onlinebroker des Landes, bevor diese unter der Bawag-Marke Easybank fortgeführt wurde. Der Kaufpreis wurde damals jedoch nicht verlautbart.

Im ersten Quartal hatte die Bawag den Nettogewinn auf rund 166,9 Mio. Euro erhöht. Schon im Vorjahr fuhr die Bawag einen Nettogewinn von 683 Mio. Euro ein, was einer Steigerung von 34 Prozent zu 2022 entspricht. (APA, Laurenz Lauffer, 4.7.2024)