Mit Anreise, Unterkunft, Outfit und Geschenk kommt für Hochzeitsgäste einiges an Kosten zusammen.
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Hochzeiten werden immer größer, aufwendiger und teurer. Und das nicht erst seit dieser Saison. Der "schönste Tag im Leben" wird perfekt inszeniert, im Schloss am See, im Anwesen in der Toskana oder am Strand in Portugal. Nicht nur Hochzeitspaare, auch Gäste müssen demnach oft tief in die Tasche greifen, um an Hochzeiten teilzunehmen, womöglich gleich mehrmals im Jahr. Und dann ist da noch das Hochzeitsgeschenk: Wie viel soll man schenken?

Zwar gibt es vereinzelt noch sogenannte Hochzeitslisten oder Hochzeitstische, mit denen Paare die Gäste ihre Geschenkwünsche wissen lassen. Beim Großteil der Hochzeiten würden die Gastgeber inzwischen aber ausschließlich um finanzielle Zuwendungen für die Feier oder die Flitterwochen bitten, sagt die Stil- und Benimmexpertin Elisabeth Motsch. Sie sieht eine große Unsicherheit bei vielen Gästen darüber, wie hoch das Geldgeschenk sein soll. Ein erster Richtwert sei, das zu schenken, was man auf dem Fest konsumiere.

Eine durchschnittliche Hochzeit kostet 25.000 Euro

Es ist aber gar nicht so einfach, das einzuordnen. Seit der Corona-Pandemie und mit der Inflation seien die Preise für Hochzeiten gestiegen, erklärt die Hochzeitsplanerin Ursula Köllner von der Wiener Hochzeitsagentur. "Tendenz weiter steigend." Vor allem die Miete für Locations habe zugenommen. Für eine durchschnittliche Hochzeit mit 80 Personen müsse man mit etwa 25.000 Euro rechnen. Professionell geplante Feiern würden in ihrem Angebot erst bei 45.000 Euro starten, sagt Köllner.

Generell empfiehlt Benimmexpertin Motsch einen Betrag zwischen 50 und 150 Euro pro Gast. Die Höhe sei aber abhängig davon, wie groß die Feier sei und in welchem Verhältnis man zu dem Brautpaar stehe. "Bei einem bodenständigen Paar mit kleiner Feier im Garten der Eltern sind 50 Euro pro Person angemessen", meint Motsch. Finde die Feier hingegen in einem Schloss statt, dauere mehrere Tage und inkludiere Essen und Getränke, steige natürlich auch der Geldbetrag, den man als Gast beisteuern sollte.

100 bis 150 Euro unter Freundinnen, 200 bis 300 für Familie

Zudem spiele die Nähe zum feiernden Paar eine Rolle. "Es ist etwas anderes, wenn die eigene Schwester oder eine gute Bekannte heiratet. Je näher man sich ist, desto höher das Geldgeschenk", sagt Motsch. Bei Familie und engen Freunden könne das auch auf 300 bis 400 Euro steigen.

Als Richtwert nennt Motsch für enge Familienmitglieder 200 bis 300 Euro. Enge Freundinnen und Freunde oder Verwandte können 100 bis 150 Euro budgetieren, und bei Bekannten und Arbeitskollegen ist ein Geschenk auch schon ab 50 Euro angebracht. Unter 50 Euro sollte man jedoch nicht gehen, meint Motsch.

Ähnliche Werte empfiehlt die deutsche Unternehmerin und Finanz-Influencerin Diana zur Löwen. In einem Video auf Instagram rechnet sie bei Freunden mit 50 bis 150 Euro, bei Eltern und Verwandten mehr. Den Betrag solle man daran anpassen, wie groß und aufwendig die Hochzeit sei. Sei man nur die Begleitung eines Gasts, müsse man zudem nicht den vollen Betrag zahlen wie etwa Freunde.

Habe man als enge Verwandte oder Freundin bei den Hochzeitsvorbereitungen geholfen, viel Zeit investiert und womöglich auch Teil eines teuren Junggesellinnenabschieds finanziert, müsse man für sich selbst entscheiden, ob man noch mehr Geld schenken wolle, meint Motsch. "Manche sagen, ich mache das gerne, und zahlen trotzdem mit oder schenken lieber etwas Symbolisches, weil sie eh schon so viel Arbeit hatten."

Teure Angelegenheit: Destination-Weddings

Bei Destination-Weddings, also Hochzeiten, zu denen Brautpaar und Gäste anreisen müssen, kommen zum Geschenk auch noch Anreise, Unterkunft und womöglich Babysitter zu den Ausgaben. Manchmal würden auch Dresscode und mehrere Outfitwechsel verlangt, sagt Motsch. Bei diesen Hochzeiten, die oft im Ausland stattfänden, würden Brautpaare die Gäste meist bitten, Anreise und Aufenthalt selbst zu finanzieren, dann aber auf Geschenke verzichten. Dennoch: "In den wenigsten Fällen kommen die Gäste mit leeren Händen", meint Hochzeitsplanerin Köllner.

Wenn auf der Einladung stehe, dass Geschenke nicht nötig seien, sei das zu schwammig formuliert, ergänzt Motsch. Sollte man dies als Brautpaar wirklich wollen, müsse man dezidiert schreiben, dass Geschenke nicht angenommen würden. Angebracht wäre es, wenn Unterkunft und Anreise nicht von den Gastgebern übernommen würden. Schließlich sei es ein riesiger Aufwand für Gäste, an einer Hochzeit im Ausland teilzunehmen.

"Reinspüren, was passt"

Von jemandem, der oder die das Budget nicht zur Verfügung habe, könne man außerdem nicht automatisch ein großes Geschenk erwarten. "Nicht über das eigene Budget gehen, auch wenn es eine sehr teure Hochzeit ist", empfiehlt Motsch. "Das würde ich als Gastgeberin auch niemandem antun wollen."

In diesem Fall und auch generell empfiehlt Elisabeth Motsch: Man sollte reinspüren, was man für angebracht halte und was auch für einen selbst (finanziell) passe. Und letztlich ist es das Brautpaar, das sich etwas für den Ehrentag leisten will, und nicht die Gäste. (Davina Brunnbauer, 4.7.2024)