Zu sehen ist die Akropolis hoch oben am Berg in Athen mit Touristen am Fuß des Berges.
Wer dem Massenansturm auf die Akropolis entgehen will, kann für 5000 Euro einen exklusiven Besuch in den "friedlichen Morgenstunden" buchen.
IMAGO/One Inch Productions

Das von Strandurlauben bekannte Sardinenfeeling hat längst auch im Kulturtourismus Einzug gehalten. Wer sein Ticket für das Kolosseum oder den Eiffelturm nicht schon Wochen oder gar Monate vorher gebucht hat, muss draußen bleiben. Kein Platz mehr in den historischen Stätten und monumentalen Wahrzeichen! Auch der Parthenon-Tempel vulgo Akropolis in Athen gehört zu den heillos überrannten historischen Denkmälern. Fast vier Millionen Menschen erklommen den berühmten Hügel im Vorjahr.

Das werden sie weiter tun. Aber für die, die auf Geldbergen sitzen, entspannt sich die Lage zusehends. Für 5000 Euro geradeaus öffnen sich die sinnbildlichen Pforten der Akropolis ab sofort auch, wie es heißt, exklusiv in den "friedlichen Morgenstunden". Das Ganze nennt sich The Acropolis Experience und ist ein neues Luxussegment im Angebot von Hellenic Heritage. Das ist unsympathisch, aber nicht verboten. Das immaterielle Kulturerbe darf, so gut es geht, verhökert werden. Schließlich wird der Zugang ja niemandem verwehrt, nur haben die anderen es eben enger.

Erleben ist alles

Übrigens: Die 5000 Euro kann man sich zu fünft teilen, sprich das Angebot in einer Gruppe von maximal fünf Personen buchen. An den Tagesrandzeiten (es gibt neben den Morgen- auch Abendführungen nach 20 Uhr) dürfen jeweils vier solcher Gruppen gleichzeitig übers Gelände. Also eh 20 Leute plus jeweils ein Tourguide. Das gerät dann in finanzielle Reichweite anspruchsvoller Europareisender. Wenn Oma und Opa auch noch etwas hinlegen, geht sich das als unvergessliches Hochzeitsgeschenk für die Enkerln aus. Exklusive Erlebnisse sind der Wohlstandsgesellschaft nun einmal viel wert.

Es ist hier aber noch Luft nach oben. Wenn die Akropolis 5000 kostet, darf Angkor Wat nicht unter 20.000 zu kriegen sein. Taj Mahal wenigstens 10.000? Und was sich um Mitternacht in der Eremitage in Sankt Petersburg abspielt, das könnte eventuell Kanye West wissen. (Margarete Affenzeller, 4.7.2024)